1 00:00:00,760 --> 00:00:03,879 ****************************** Es ist ein Kampf um Glaube und Macht. 2 00:00:03,990 --> 00:00:06,359 Katholiken gegen Protestanten. 3 00:00:07,560 --> 00:00:11,840 Er soll für den Kaiser die Anhänger Luthers besiegen. 4 00:00:12,020 --> 00:00:15,420 Der Feldherr Albrecht von Wallenstein. 5 00:00:16,920 --> 00:00:19,680 Die Deutschen eint ein Schicksal. 6 00:00:19,840 --> 00:00:25,439 Ihr Land wird zum Schlachtfeld und zum Spielball der europäischen Mächte. 7 00:00:38,720 --> 00:00:38,730 8 00:00:38,760 --> 00:00:44,000 Es ist der verheerendste Krieg, der bis dahin auf deutschem Boden ausgefochten wurde. 9 00:00:46,010 --> 00:00:46,020 10 00:00:46,780 --> 00:00:51,780 Er kostete Millionen Menschenleben und verödete das Land. 11 00:00:52,320 --> 00:00:56,240 Ganze Generationen kannten nur Leid und Sterben. 12 00:00:56,400 --> 00:00:59,000 Habt Mitleid mit einer armen Witwe und ihren Kindern. 13 00:00:59,000 --> 00:01:01,720 Von diesem Krieg hat kaum einer so profitiert wie er, 14 00:01:01,880 --> 00:01:06,920 der Heerführer und Unternehmer Albrecht von Wallenstein. 15 00:01:07,520 --> 00:01:10,640 Als General des Kaisers hatte er Ruhm und Reichtum erworben. 16 00:01:10,800 --> 00:01:14,399 Doch das Geschäft mit Waffen und Söldnern wirft nichts mehr ab. 17 00:01:15,480 --> 00:01:17,939 Auch er ist kriegsmüde. 18 00:01:26,400 --> 00:01:27,880 Wo ist dein Mann? 19 00:01:27,880 --> 00:01:31,360 Er ist gefallen. Er is auf dem Schlachtfeld gefallen. 21 00:01:38,500 --> 00:01:42,000 Ich kann dir deinen Mann nicht zurückgeben. 22 00:01:45,280 --> 00:01:50,660 Danke, mein Herr, Danke. Gott wird euch segnen. Danke, danke, danke... 23 00:01:51,400 --> 00:01:53,800 Vielleicht bringt es dir mehr Glück als mir. Weiter. 24 00:01:58,200 --> 00:02:03,720 Der Krieg um Glauben, Macht und Geld, er ist noch lange nicht zu Ende. 25 00:02:08,419 --> 00:02:12,359 Prag am Vorabend des Dreißigjährigen Krieges. 26 00:02:12,980 --> 00:02:17,880 Die Hauptstadt von Böhmen wird zu einem Brennpunkt im Konflikt der Konfessionen. 27 00:02:18,480 --> 00:02:24,460 Die protestantische Bevölkerungsmehrheit wird von einem katholischen König regiert. 28 00:02:28,160 --> 00:02:32,560 Eine Ausnahme im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation. 29 00:02:32,660 --> 00:02:35,830 In dem zu Beginn des 17. Jahrhunderts, die Landesherren 30 00:02:35,830 --> 00:02:38,990 über die Konfession ihrer Unterteilen bestimmen. 31 00:02:39,300 --> 00:02:44,820 Das will der katholische Herrscher auch im überwiegend protestantischen Böhmen. 32 00:02:45,560 --> 00:02:49,560 Doch Ferdinand von Habsburg hatte den böhmischen Protestanten 33 00:02:49,620 --> 00:02:53,010 bei seiner Königswahl Religionsfreiheit zusichern müssen. 34 00:02:55,020 --> 00:02:58,760 Nun will sich der überzeugte Katholik darüber hinwegsetzen. 35 00:02:58,820 --> 00:03:04,720 Aus seiner Wiener Residenze gibt er Anweisungen an seine Statthalter in Prag. 36 00:03:04,780 --> 00:03:10,520 Hinter der Fassade der Prager Burg wird ersonnen, wie Böhmen wieder katholisch werden könnte. 37 00:03:12,380 --> 00:03:17,700 König Ferdinands Statthalter haben den Abriss von Kirchen der Protestanten gebilligt. 38 00:03:17,740 --> 00:03:23,220 Für deren Ständevertreter ist dies ein Bruch ihrer verbrieften Religionsfreiheit. 39 00:03:23,880 --> 00:03:26,360 Und ein Affront. 40 00:03:28,600 --> 00:03:30,079 41 00:03:33,520 --> 00:03:37,840 Eine Delegation von ihnen marschiert zur Prager Burg. 42 00:03:40,340 --> 00:03:41,820 Fabritius. 43 00:03:42,180 --> 00:03:44,399 Geht zur Tür und seht nach. 44 00:03:44,560 --> 00:03:49,000 Die Vertreter des Königs ahnen nicht, was ihnen bevorsteht. 46 00:04:01,400 --> 00:04:02,779 Was wollt Ihr? 47 00:04:02,840 --> 00:04:05,580 Verräter, ihr missachtet unseren Glauben! Und unsere Rechte! 48 00:04:05,590 --> 00:04:07,210 Ketzer haben keine Rechte! 49 00:04:07,240 --> 00:04:10,800 Nur weiter so, euch prahlen. Diesen werden wir das Maul stopfen! 50 00:04:10,960 --> 00:04:12,990 Gottloser Pöbel! Las mich los! 51 00:04:13,000 --> 00:04:15,640 Um Himmelswill, wir haben nichts getan! 52 00:04:15,680 --> 00:04:17,760 Fahrt zur Hölle! 53 00:04:19,680 --> 00:04:22,860 Ihr papistischen Teufelsbraten! 54 00:04:27,160 --> 00:04:29,200 Lasst mich! 55 00:04:30,600 --> 00:04:36,480 Die Protestanten stürzen die Statthalter des katholischen Monarchen aus dem Fenster. 56 00:04:37,660 --> 00:04:44,300 Obwohl er glimpflich endet, der Pragerfenstersturz löst eine Spirale der Gewalt aus. 57 00:04:44,440 --> 00:04:48,530 Was als Protest für Recht und Freiheit gegen die Politik Ferdinands gedacht war. 58 00:04:48,540 --> 00:04:48,550 59 00:04:48,560 --> 00:04:54,860 wird von der katholischen Propaganda in Wien als brutaler Anschlag angeprangert. 60 00:05:00,280 --> 00:05:04,599 Dass die Statthalter den Fenstersturz so unbeschadet überstehen, 61 00:05:04,660 --> 00:05:08,719 führen die Katholiken auf das Eingreifen der Mutter Gottes zurück. 62 00:05:11,240 --> 00:05:14,500 Der Pragerfenstersturz kam für die Wiener Regierung vollkommen überraschend. 63 00:05:14,500 --> 00:05:18,000 Man wusste zwar, dass es da radikal protestantische Stände gehabt. 63 00:05:18,000 --> 00:05:23,500 Dass es aber nun zu einem solchen Gewaltausbruch mit einem solch harten Gewaltschlag 64 00:05:23,500 --> 00:05:26,720 gegen die Stattshalter kommen würde, damit hatte man nicht gerechnet. 65 00:05:26,880 --> 00:05:32,160 Nach dem Fenstersturz setzen die Böhmen den Habsburger Ferdinand als ihren König ab 66 00:05:32,180 --> 00:05:37,300 und wählen den protestantischen Kurfürsten Friedrich von der Pfalz zum Gegenkönig. 68 00:05:39,040 --> 00:05:43,800 Darauf sucht sich Ferdinand, der inzwischen auch Kaiser des Reiches ist, Verbündete. 70 00:05:43,840 --> 00:05:49,250 Herzog Maximilian von Bayern, den militärischen Kopf der Katholiken 71 00:05:49,250 --> 00:05:53,100 und einen katholischen Böhmen niederen Adels, 72 00:05:53,180 --> 00:05:55,800 Albrecht von Wallenstein. 73 00:05:57,960 --> 00:06:00,479 Auch das von Habsburgern regierte Spanien 74 00:06:00,640 --> 00:06:03,400 schickt für Ferdinand Truppen in den Krieg. 75 00:06:04,000 --> 00:06:07,040 Im November 1620 kämpft die Koalition des Kaisers 76 00:06:07,100 --> 00:06:11,100 vor den Toren Prags gegen die böhmischen Protestanten 77 00:06:11,160 --> 00:06:14,260 und gewinnt die Schlacht am Weißen Berg. 78 00:06:14,320 --> 00:06:16,400 Die Protestanten werden vertrieben. 79 00:06:16,560 --> 00:06:19,500 Böhmen ist wieder katholisch. 80 00:06:19,820 --> 00:06:23,560 Der Gegenkönig der Böhmen, Friedrich von der Pfalz, wird entmachtet. 81 00:06:23,620 --> 00:06:32,300 Seine Kurwürde, das Recht zur Kaiserwahl wird als Belohnung an Maximilian von Bayern übertragen. 82 00:06:32,320 --> 00:06:36,040 Ferdinands Verbündete fachen den Krieg weiter an. 83 00:06:36,080 --> 00:06:40,200 Für den katholischen Glauben und mehr kaiserliche Macht im Reich. 84 00:06:40,460 --> 00:06:44,440 Damit ändern sich die Machtverhältnisse auf deutschem Boden. 85 00:06:45,600 --> 00:06:47,980 Böhmen und die Pfalz fallen an die Katholiken, 86 00:06:48,080 --> 00:06:50,680 die weiter bis in die Norden vordringen. 87 00:06:50,840 --> 00:06:54,440 Bald regt sich dort Widerstand bei den europäischen Nachbarn. 88 00:06:54,600 --> 00:06:56,540 Der protestantische König von Dänemark 89 00:06:56,600 --> 00:07:02,920 fürchtet um seine Vorherrschaft im Ostseeraum und erklärt Kaiser Ferdinand den Krieg. 90 00:07:05,120 --> 00:07:07,600 Im Windeseile verbreitet sich 91 00:07:07,600 --> 00:07:11,680 die Nachricht vom dänischen Kriegseintritt bis nach Wien. 92 00:07:14,680 --> 00:07:21,990 In der Hofburg, der Residenz Kaiser Ferdinand II., sucht man Antworten auf die Bedrohung aus dem Norden. 93 00:07:23,800 --> 00:07:28,500 Der Vormarsch der Dänen wird ohne weitere Truppen and Waffen nicht zu stoppen sein. 95 00:07:28,580 --> 00:07:31,900 Mittel, über die der Kaiser nicht verfügt. 96 00:07:34,540 --> 00:07:35,940 Kaiserliche Majestät, 97 00:07:36,080 --> 00:07:39,700 der Dänenkönig rückt mit 20.000 Mann Richtung Süden vor. 98 00:07:39,700 --> 00:07:41,400 Wir müssen ihn aufhalten! 99 00:07:41,420 --> 00:07:44,740 Bei allem Respekt, Majestät, wir haben kein Geld für neue Truppen. 100 00:07:44,760 --> 00:07:51,240 Der Kaiser ist traglos. Wie soll er seinen Kampf um Macht und Glauben weiterführen? 101 00:07:53,760 --> 00:07:55,240 102 00:07:59,040 --> 00:08:02,380 Lass das meine Sorge sein, euer Majestät. 103 00:08:03,800 --> 00:08:05,300 Wallenstein. 104 00:08:05,400 --> 00:08:08,479 Er überrascht den Kaiser. 105 00:08:11,580 --> 00:08:15,400 In kürzester Zeit stelle ich Euch eine Armee von 50,000 Mann. 107 00:08:18,760 --> 00:08:23,500 Wallenstein. Ich will Euch gern beim Wort nehmen. 109 00:08:23,500 --> 00:08:27,360 Aber wie gedenkt Ihr, 50.000 Soldaten im Felde zu halten? 110 00:08:27,420 --> 00:08:30,960 50,000 sind leichter zu versorgen als 20.000, Eurer Majestät. 111 00:08:33,480 --> 00:08:38,300 Mit Wallenstein beginnt eine neue Zeitrechnung des Krieges. 112 00:08:40,840 --> 00:08:44,680 Das müsst Ihr mir erklären. Ich höre. 113 00:08:45,200 --> 00:08:48,600 Die besetzten Gebiete werden für den Sold aufkommen. 114 00:08:48,600 --> 00:08:52,920 Die größer die Armee, desto mehr Geld werden wir eintreiben. 115 00:08:53,080 --> 00:08:55,480 Eine Formel, die Tore aufstößt. 116 00:08:55,640 --> 00:09:00,990 Zu einem totalen Krieg und einer beispiellosen Karriere. 117 00:09:02,040 --> 00:09:07,990 Wallenstein wird nach seinem Auftritt in Wien zum Oberbefehlshaber der kaiserlichen Armee. 118 00:09:08,300 --> 00:09:09,740 Der Böhme aus niederem Adel 119 00:09:09,760 --> 00:09:13,520 rückt auf eine Stufe mit den Fürsten des Reiches. 120 00:09:17,760 --> 00:09:19,990 Ausgestattet mit kaiserlichen Vollmachten. 121 00:09:20,000 --> 00:09:23,630 beginnt Wallenstein sofort mit der Anwerbung von Truppen. 122 00:09:23,640 --> 00:09:26,600 Das Geld, das er aus seiner eigenen Kasse vorlegt 123 00:09:26,760 --> 00:09:30,520 will er sich in den Kriegsgebieten zurückholen. 124 00:09:30,580 --> 00:09:33,600 Eine Kalkulation ohne Skrupel. 125 00:09:37,320 --> 00:09:41,200 Er investiert in neue Soldaten und neue Waffen. 126 00:09:41,840 --> 00:09:47,560 Während des Dreißigjährigen Krieges ändert sich auch das Kriegshandwerk. 127 00:09:47,620 --> 00:09:51,460 Die eisernen Harnische bieten auf den Schlachtfeldern kaum noch Schutz. 128 00:09:51,920 --> 00:09:55,500 Immer wichtiger werden Feuerwaffen. 129 00:09:55,860 --> 00:10:02,800 Noch sind die sogenannten "Musketen" unhandlich, ungenau und schwierig zu bedienen. 131 00:10:09,760 --> 00:10:14,620 Zeichnungen dienen den leseunkundigen Söldnern als Gebrauchsanweisung. 132 00:10:14,680 --> 00:10:18,359 Das Laden beginnt mit dem Einfüllen des Pulvers. 133 00:10:18,520 --> 00:10:23,100 Dann wird die Kugel in den Lauf gestopft und die Lunte eingelegt. 134 00:10:23,120 --> 00:10:26,360 Der Schuss aus einem einzelnen Gewehr richtet wenig aus. 135 00:10:26,520 --> 00:10:29,940 Aber den Gegner sollen ganze Salven treffen. 136 00:10:33,000 --> 00:10:37,600 Die Durchschlagskraft der neuen Waffe nutzt auch der Kriegsunternehmer. 137 00:10:37,760 --> 00:10:40,260 Wallenstein perfektionierte nicht nur die Kriegsführung. 138 00:10:40,360 --> 00:10:44,160 Wallenstein perfektioniert auch das Geschäft mit dem Krieg. 139 00:10:44,220 --> 00:10:48,160 Auf Kosten der Bauern, der Handwerker, der Händler, der Bürger, 140 00:10:48,340 --> 00:10:51,220 die für Wallenstein und seine Truppen die Logis stellen mussten, 141 00:10:51,220 --> 00:10:56,360 die Lebensmittel liefern mussten, die sogar für die Soldzahlungen aufkommen mussten. 142 00:10:56,520 --> 00:11:00,400 Getreu dem Motto Wallensteins: Der Krieg ernährt den Krieg. 143 00:11:00,760 --> 00:11:06,300 Wie eine gefräßige Raupe ziehen 50,000 Soldaten durch Norddeutschland. 144 00:11:06,420 --> 00:11:10,880 Der Heerführer und seine Armee lassen der Bevölkerung kaum etwas zum Leben. 145 00:11:11,640 --> 00:11:18,400 Viele Bauern und ihre Familien schließen sich aus purer Not dem Tross der Söldner an, 146 00:11:18,420 --> 00:11:20,960 um Hunger und Elend zu entkommen. 147 00:11:20,960 --> 00:11:25,280 Um Soldatennachwuchs braucht sich Wallenstein nicht zu sorgen. 148 00:11:29,440 --> 00:11:33,200 Seine Kriegsmaschine nimmt das Land in Besitz. 149 00:11:37,840 --> 00:11:41,840 Unter Wallensteins Kommando drängen die Katholiken die dänischen Truppen zurück 150 00:11:41,840 --> 00:11:45,910 und besetzen den protestantischen Norden des Reiches. 151 00:11:45,920 --> 00:11:50,520 Als Belohnung überträgt der Kaiser ihm das Herzogtum Mecklenburg. 152 00:11:50,580 --> 00:11:52,740 Die Absetzung der alten Herzog-Dynastie 153 00:11:52,760 --> 00:11:56,840 brüskiert nicht nur protestantische Landesherren. 154 00:11:56,860 --> 00:12:00,300 1627 kommt es in Prag zur Begegnung 155 00:12:00,300 --> 00:12:04,410 zwischen dem Kaiser, den Fürsten und dem Emporkömmling. 156 00:12:04,420 --> 00:12:09,660 Wallenstein, Eurer Liebter, mein neuer Herzog von Mecklenburg. 157 00:12:13,080 --> 00:12:14,960 Bedeckt Euer Haupt. 158 00:12:21,500 --> 00:12:24,280 Ehre, wem Ehre gebührt. 159 00:12:25,040 --> 00:12:30,980 Die öffentliche Ehrung des kaiserlichen Günstlings provoziert den angestammten Adel. 160 00:12:31,800 --> 00:12:36,450 Der Kaiser behandelt diesen bömischen Bauern wie einen altehrwürdigen Reichsfürsten. 161 00:12:36,450 --> 00:12:42,760 Es ist ein ausgemachtes Unrecht, die Herzogswürde von Mecklenburg an diesen Parvenü zu vergeben. 162 00:12:43,680 --> 00:12:48,040 Adligen, doch, wie ich hörte, führte erst Euer Erscheinen zum Sieg. 163 00:12:48,050 --> 00:12:52,320 Wird der Kaiser mit Hilfe Wallensteins bald über die Fürsten gebieten? 164 00:12:52,380 --> 00:12:55,000 Das fürchten auch die Katholiken unter ihnen. 165 00:12:55,020 --> 00:12:58,800 Will sich unser scheinheiliger Kaiser jetzt etwa des alten Adels entledigen 166 00:12:58,800 --> 00:13:02,360 und dann allein herrschen, sowie der König von Frankreich? 167 00:13:02,720 --> 00:13:06,040 Er strebt wohl die absolute Monarchie an. 168 00:13:06,500 --> 00:13:09,400 Ein Kaiser, ein Reich. Ein Glaube. 170 00:13:09,400 --> 00:13:13,510 Wenn, dann nur mit Hilfe von Wallenstein. 171 00:13:13,720 --> 00:13:19,160 Zu Füssen der Prager Burg stellt der Aufsteiger zur Schau, wie weit er es gebracht hat. 172 00:13:19,320 --> 00:13:25,680 Das Palais Wallenstein. Der Prunksaal mit einem Deckenfresko. 173 00:13:25,840 --> 00:13:29,980 Das Gemälde zeigt den Kriegsgott Mars bei seinem Himmelsritt. 174 00:13:30,180 --> 00:13:33,400 Kein Zweifel, wer hier gemeint ist. 175 00:13:35,280 --> 00:13:38,000 Auch die Sterne sollen für ihn sprechen. 176 00:13:38,040 --> 00:13:43,900 In einem Horoskop hat der berühmte Astronomio Johannes Kepler seinen Aufstieg vorhergesagt. 177 00:13:43,940 --> 00:13:46,460 Aber auch gewarnt. 178 00:13:47,020 --> 00:13:49,600 "Sein Gewinn ist vieler Leute Schaden." 179 00:13:49,600 --> 00:13:53,720 "Feindschaft und Widerstand sind ihm gewiss." 180 00:13:59,680 --> 00:14:03,660 Immer wieder erinnert sich Wallenstein an die Prophezeiung. 181 00:14:03,720 --> 00:14:06,520 Wann wird sich das Schicksal gegen ihn wenden? 182 00:14:06,680 --> 00:14:09,439 Der Krieg ist nun im elften Jahr. 183 00:14:09,600 --> 00:14:12,920 Inzwischen hat er mehr zu verlieren als zu gewinnen. 184 00:14:13,080 --> 00:14:18,300 Der Krieg um Macht und Glaube droht unberechenbar zu werden. 185 00:14:20,440 --> 00:14:23,040 Der Vormarsch katholischer Truppen bis an die Ostsee 186 00:14:23,060 --> 00:14:26,800 fordert die protestantischen Schweden heraus. 187 00:14:26,860 --> 00:14:33,000 1628 verteidigen sie das von Wallenstein belagerte Stralsund. 188 00:14:33,520 --> 00:14:36,400 Eine Warnung. 189 00:14:38,640 --> 00:14:41,440 Doch Kaiser Ferdinand nimmt die neue Gefahr nicht ernst. 190 00:14:41,480 --> 00:14:45,900 Im Gegenteil, er will das Rad der Geschichte nun endlich zurückdrehen 191 00:14:45,900 --> 00:14:49,840 und dem Protestantismus im Reich den Boden entziehen. 192 00:14:50,900 --> 00:14:55,000 Wallenstein hält unverändert unsere Stellung im Norden. 193 00:14:55,000 --> 00:14:56,900 Wollte er mir dort nicht eine kaiserliche Flotte bauen? 194 00:14:56,960 --> 00:15:01,000 Die Herrschaft über die Meere steht allein dem Kaiser zu. 195 00:15:07,880 --> 00:15:09,760 Und doch ... 196 00:15:09,920 --> 00:15:13,040 darf ich nicht zufrieden sein. 197 00:15:15,600 --> 00:15:23,540 Wie könntet Ihr auch noch immer beherrschen die ketzerischen protestanten Weiterteile des Reiches? 198 00:15:29,460 --> 00:15:31,240 Was soll ich tun? 199 00:15:31,900 --> 00:15:37,160 Ihr müsst zurückfordern, was sie der römischen Kirche gestohlen haben. 200 00:15:37,320 --> 00:15:39,400 Das ist Euer gutes Recht 201 00:15:40,680 --> 00:15:43,960 und Eure heilige Pflicht. 202 00:15:48,240 --> 00:15:52,220 Für Ferdinand ging es nie allein um Macht und Besitz. 203 00:15:52,240 --> 00:15:56,100 Für ihn ist es auch ein Kreuzzug. 204 00:15:59,800 --> 00:16:07,990 Unter dem Einfluss seines Beichvaters erlässt Ferdinand 1629 das Restitutionsedikt. 206 00:16:12,120 --> 00:16:17,360 Mit dem Restitutionsedikt wollte der Kaiser gewissermaßen die Zeit um 80 Jahre zurückdrehen. 207 00:16:17,360 --> 00:16:20,560 Die protestantischen Fürsten sollten alle Kirchengüter, 208 00:16:20,560 --> 00:16:26,760 die sie sich seit 1525 angeeignet hatten, wieder zurückgeben, das heißt, restituieren. 209 00:16:26,820 --> 00:16:31,160 Auf der Grundlage dieser Kirchengüter hatten sie aber inzwischen ihre Territorialherrschaften 210 00:16:31,160 --> 00:16:36,560 massiv weiter ausgebaut. Und das hätte sich kaum ohne Weiteres rückgängig machen lassen. 211 00:16:37,320 --> 00:16:40,840 Zum Prüfstein seiner Politik wird Magdeburg, 212 00:16:40,900 --> 00:16:44,360 eine Stadt mit einer langen Geschichte. 213 00:16:45,120 --> 00:16:47,020 Die alte sächsische Stammessiedlung 214 00:16:47,060 --> 00:16:51,200 wird im 10. Jahrhundert Bischofssitz der römischen Kirche. 215 00:16:52,560 --> 00:16:56,760 Im 16. Jahrhundert eignen sich die Protestanten alle Kirchengüter an 216 00:16:56,820 --> 00:17:01,200 und machen Magdeburg zum Bollwerk der Reformation. 217 00:17:06,199 --> 00:17:10,440 Seit Sommer 1629 wird die Stadt von kaiserlichen Truppen belagert. 218 00:17:10,500 --> 00:17:15,920 Das Edikt Ferdinands soll mit allen Mitteln durchgesetzt werden. 219 00:17:16,879 --> 00:17:20,600 Die Magdeburger wissen, wenn ihr Widerstand zusammenbricht, 220 00:17:20,610 --> 00:17:25,000 steht die Reformation in ganz Deutschland auf dem Spiel. 222 00:17:29,760 --> 00:17:32,820 Abgesandte der Stadt wollen verhandeln, 223 00:17:33,700 --> 00:17:37,000 mit Wallenstein, der vor Ort den Befehl hat. 224 00:17:37,100 --> 00:17:40,480 Euer Exzellenz, wir können die Forderungen nicht bezahlen. 225 00:17:40,640 --> 00:17:45,560 Wallenstein hatte 200.000 Taler als Sold für seine Truppen gefordert. 226 00:17:45,720 --> 00:17:49,560 Dafür hätte er sich bereit erklärt die Belagerung abzubrechen. 227 00:17:49,680 --> 00:17:52,020 Wenn Ihr dem Kaiser den Respekt zollt, dem er gebürt, 227 00:17:52,040 --> 00:17:55,040 werde ich Euch das Geld erlassen, das sie mir und meinen Truppen schuldet. 228 00:17:55,060 --> 00:17:58,910 Euer Vorschlag ehrt Euch. Aber das Edikt bedeutet unser Ende. 229 00:18:02,620 --> 00:18:06,410 Dazu wird es nicht kommen. Das Edikt kann keinen Bestand haben. 229 00:18:06,420 --> 00:18:09,240 Ich verspreche es Euch. Es wird doch nichts geschehen. 2305 00:18:09,560 --> 00:18:12,500 Wallenstein betreibt seine eigene Politik. 231 00:18:12,500 --> 00:18:19,819 Ich vertraue auf euer Wort. Wenn indessen Ihr uns keinen Schutz gewährt, so suchen wir ihn bei den Schweden. 232 00:18:21,120 --> 00:18:25,100 Das Edikt des Kaisers gilt auch aus seiner Sicht eine Gefahr da. 233 00:18:25,100 --> 00:18:28,620 Er fürchtet, dass die Protestanten tatsächlich Unterstützung finden. 234 00:18:28,620 --> 00:18:36,900 Eurer Excellenz. Ein Bündnis mit den Schweden? Der Kaiser setzt alles aufs Spiel. 235 00:18:36,900 --> 00:18:40,400 Er darf den Religionsfrieden nicht brechen. 236 00:18:40,400 --> 00:18:43,080 Sonst es gilt einen neuen Krieg. 237 00:18:43,240 --> 00:18:45,640 Wallenstein hat andere Ziele. 238 00:18:46,060 --> 00:18:51,260 Wallenstein war vor allem daran interessiert, dass seine Armee nicht überflüssigen Belastungen ausgesetzt war. 239 00:18:51,320 --> 00:18:57,100 Er achtete darauf, dass seine Armee sein eigneses Betriebskapital, nicht unsinnig auf Spiel gesetzt wurde. 240 00:18:57,120 --> 00:19:01,840 Deshalb hatte er dem Kaiser immer widersprochen, wenn er solche Risiken sah. 241 00:19:02,200 --> 00:19:07,580 Der Konflikt zwischen dem Kaiser und dem Heerführer spitzt sich in Regensburg zu. 242 00:19:09,000 --> 00:19:10,520 Bei einer Zusammenkunft wollen 243 00:19:10,540 --> 00:19:14,000 die Kurfürsten die Lage zu ihren Gunsten nutzen 244 00:19:14,100 --> 00:19:19,560 und einen Keil zwischen Monarch und Generalissimus treiben. 245 00:19:20,020 --> 00:19:21,800 Beide sind den Fürsten zu mächtig geworden, 246 00:19:21,960 --> 00:19:26,360 der Kaiser durch Wallenstein, und Wallenstein durch den Kaiser. 247 00:19:26,800 --> 00:19:32,360 So gibt es auch unter den katholischen Landesherren Unmut. 248 00:19:32,420 --> 00:19:35,800 Wallenstein wird von ihnen als Verräter dargestellt, 249 00:19:35,820 --> 00:19:39,799 weil er das Restitutionsedikt missachtet habe. 250 00:19:40,160 --> 00:19:43,280 Und die katholischen Kurfürsten wollen Ferdinand daran erinnern, 251 00:19:43,440 --> 00:19:48,740 dass der Kaiser doch eigentlich sie um Rat zu fragen habe und niemanden sonst, 252 00:19:48,800 --> 00:19:52,040 allen voran Maximilian von Bayern. 253 00:19:53,560 --> 00:19:58,640 Kaiserliche Maajestät, Wallensteins Ernennung zum Oberbefehlshaber 254 00:19:58,900 --> 00:20:03,300 und die Aufstellung seiner Armee erfolgte ohne unsere Zustimmung. 256 00:20:03,460 --> 00:20:09,280 Nicht der Kaiser, sondern ein Berater rechtfertigt die Entscheidung nachträglich. 257 00:20:10,960 --> 00:20:14,280 Hätten wir damals nicht gehandelt, wären wir alle verloren gewesen. 258 00:20:14,500 --> 00:20:20,100 Aber Wallenstein missbraucht seine beispiellosen Vollmachten, um uns auszubeuten. 259 00:20:21,110 --> 00:20:25,000 Nicht einmal die Kirchengüter hat er verschont. 260 00:20:25,020 --> 00:20:30,320 Wie sonst hätte Wallenstein das Heer so schnell aufstellen und versorgen können? 261 00:20:31,080 --> 00:20:33,420 Er weigert sich, euer Edikt durchzusetzen, Majestät. 262 00:20:34,080 --> 00:20:35,920 Wollt Ihr ihn dafür auch verteidigen? 263 00:20:35,960 --> 00:20:39,400 Aber wer soll ihn euer Meinung nach ersetzen? 264 00:20:42,960 --> 00:20:46,160 Der Kaiser weiß um Wallensteins Verdienst. 265 00:20:46,320 --> 00:20:51,000 Doch will er die mächtigen Fürsten in dieser Lage keinesfalls gegen sich aufbringen. 266 00:20:51,160 --> 00:20:56,220 Wir, Ferdinand II., von Gottes Gnade Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, 267 00:20:56,23 0 --> 00:20:57,040 König von Böhmen ... 268 00:20:57,100 --> 00:20:57,740 Kommt zur Sache. 269 00:20:57,740 --> 00:21:02,700 Ihr werdet vom Kommando befreit weil man Euch eine Einschränkung Eurer Befehlsgewalt nicht zumuten wollte. 270 00:21:02,700 --> 00:21:04,280 Wir werden Eure Dienste in Ehren halten und ... 271 00:21:04,340 --> 00:21:06,000 Genug! 272 00:21:06,640 --> 00:21:13,200 Wenigstens nimmt er mir die Verantwortung für die Schweden. Aber er wird seinen Entschluss bereuen. 273 00:21:13,460 --> 00:21:19,820 Wallenstein ist entlassen. Dafür betritt ein anderer Mächtiger deutschen Boden - 274 00:21:19,860 --> 00:21:23,040 König Gustav Adolf von Schweden. 275 00:21:23,200 --> 00:21:28,440 Mit seiner Flotte landet er im Juli 1630 auf Usedom. 276 00:21:28,600 --> 00:21:31,000 Seine Motive sind vielfältig. 277 00:21:35,640 --> 00:21:40,100 Das war ein ganz wichtiger Beweggrund für Gustav Adolf, im Reich einzutreten, 278 00:21:40,110 --> 00:21:43,560 um die Machtstellung des Kaisers in Norddeutschland zurückzudrängen. 278 00:21:43,560 --> 00:21:46,660 Daneben gab es aber durchaus auch ein religiöses Anliegen. 279 00:21:46,720 --> 00:21:51,910 Das Haus Wasa, das Gustav Adolf ja repräsentierte, wie auch das ganze Königreich Schweden, 280 00:21:51,920 --> 00:21:54,760 sah sich as Vorkämpferen der protestantischen Sache. 281 00:21:54,820 --> 00:21:56,950 Hier verbindet sich in charakterischer Weise, 282 00:21:56,950 --> 00:22:01,280 Expansionismus und religiöse Mission. 283 00:22:01,440 --> 00:22:06,900 Das belagerte Magdeburg ist der erste Bündnispartner Schwedens auf deutschem Boden. 284 00:22:06,960 --> 00:22:11,600 Doch bevor die Hilfe kommt, wird die Stadt gestürmt. 285 00:22:12,580 --> 00:22:14,560 Die Truppen des kaiserlichen Feldherrn Tilly 286 00:22:14,620 --> 00:22:17,520 hinterlassen eine Stätte der Verwüstung. 287 00:22:20,080 --> 00:22:22,079 Es ist wie ein Hölle auf Erden. 288 00:22:22,140 --> 00:22:27,860 Von den 35.000 Bewohnern fällt jeder Zweite dem Gemetzel zum Opfer. 289 00:22:28,740 --> 00:22:34,240 "Da ist nichts als Morden, Brennen, Plündern, Peinigen und Prügeln gewesen." 290 00:22:34,300 --> 00:22:38,400 "Viele tausend unschuldige Menschen, Weiber und Kinder, 291 00:22:38,410 --> 00:22:43,590 sind kläglich ermordet und auf vielerlei Weise erbärmlich hingerichtet worden. 292 00:22:43,600 --> 00:22:48,719 So dass es mit Worten nicht beschrieben und mit Tränen nicht beweint werden kann." 293 00:22:48,880 --> 00:22:51,540 So ein Augenzeugenbericht. 295 00:23:00,760 --> 00:23:04,760 Stumme Zeugen der Katastrophe im Magdeburger Dom. 296 00:23:04,920 --> 00:23:08,200 Sie haben das Grauen unbeschadet überstanden 297 00:23:08,360 --> 00:23:12,990 aber scheinen bis heute den Untergang ihrer Stadt zu betrauern. 298 00:23:17,560 --> 00:23:20,740 Ihre Zerstörung gilt als die größte Katastrophe 299 00:23:20,800 --> 00:23:23,220 des Dreißigjährigen Krieges. 300 00:23:23,230 --> 00:23:26,010 Die Bestürzung im protestantischen Lager war so groß, 301 00:23:26,020 --> 00:23:29,399 das sich mächtige Koalitionen bildeten. 302 00:23:31,560 --> 00:23:34,260 Gustav Adolf wollte den Krieg im Reich nutzen, 303 00:23:34,280 --> 00:23:37,510 um seine eigene Vorherrschaft im Ostseeraum zu festigen. 304 00:23:37,520 --> 00:23:45,020 Und er präsentierte deshalb den deutschen Protestanten als Retter des Glaubens und Verteidiger der deutschen Freiheit. 305 00:23:45,040 --> 00:23:49,060 Die protestantischen Fürsten wollten aber gar nicht von ihm gerettet werden. 306 00:23:49,120 --> 00:23:56,120 Erst der Brand Magdeburgs, der ein wirkliches Fanal war, trieb sie gewissermassen den Schweden in die Arme. 307 00:23:56,220 --> 00:24:01,510 Es begann dann ein ursprünglich ungeplanter und unerhörter Siegeszug der Schweden 308 00:24:01,520 --> 00:24:04,310 durch das Reich bis hinunter nach Bayern. 309 00:24:04,320 --> 00:24:08,600 Und Gustav Adolf schien sich an die Stelle des Kaisers setzen zu wollen. 310 00:24:08,760 --> 00:24:13,520 Die Protestanten sahen im Schwedenkönig nun ihren Erlöser. 311 00:24:14,200 --> 00:24:17,780 Unter seiner Führung wendet sich das Blatt. 312 00:24:19,500 --> 00:24:21,400 Den Schweden und ihren Verbündeten 313 00:24:21,400 --> 00:24:24,800 hat das kaiserliche Heer nichts entgegenzusetzen. 314 00:24:24,960 --> 00:24:29,240 Die Prophezeiungen Wallensteins schienen sich zu bewahrheiten. 315 00:24:30,200 --> 00:24:36,560 Unter den Augen Gustav Adolfs bekommen die Katholiken in Bayern die Rache der Protestanten zu spüren. 316 00:24:37,460 --> 00:24:39,560 Bei der Gewalt gegen die Landbevölkerung 317 00:24:39,570 --> 00:24:44,340 stehen die schwedischen den kaiserlichen Soldaten in nichts nach. 318 00:24:46,920 --> 00:24:52,840 Eine der gefürchtesten Foltermethoden des Dreizigjährigenkrieges war der segennante "Schwedentrunk". 319 00:24:52,860 --> 00:24:58,010 Schwedische Söldner flößten ihren Gefangenen mittels eines Trichters Gülle ein 320 00:24:58,020 --> 00:25:00,010 bis das Opfer ganz aufgebläht war. 321 00:25:00,020 --> 00:25:03,810 Und dann schlugen sie mit Brettern auf den Bauch oder sprangen ihm auf den Bauch, 322 00:25:03,820 --> 00:25:06,580 bis das Opfer alles preisgegeben hat. 323 00:25:06,580 --> 00:25:11,540 Das ist nur ein Indiz für die Brutalität und die Gräuel des Dreizigjährigenkrieges Krieges, 324 00:25:11,560 --> 00:25:18,740 eines Krieges, in dem sich keine der beiden Seiten, weder Katholiken noch Protestanten, etwa schuldig geblieben sind. 325 00:25:20,200 --> 00:25:24,760 In München fürchtet man sich vor einer Vergeltung für Magdeburg. 326 00:25:26,560 --> 00:25:32,639 Um verschont zu bleiben, übergeben Vertreter der Bürgerschaft im Mai 1632 327 00:25:32,650 --> 00:25:36,1 40 die Schlüssel der Stadt an Gustav Adolf. 329 00:25:36,700 --> 00:25:41,080 Durch das Isartor zieht der Schwedenkönig triumphierend 330 00:25:41,240 --> 00:25:44,060 in die katholische Trutzburg München ein. 331 00:25:44,640 --> 00:25:47,040 Wo wird sein Vormarsch enden? 332 00:25:47,200 --> 00:25:50,440 Von der Münchener Residenz aus ist es nicht mehr weit nach Wien, 333 00:25:50,520 --> 00:25:53,840 wo der Habsburger Kaiser regiert. 334 00:25:54,320 --> 00:25:59,220 Will sich Gustav Adolf in die Ahnengallerie der Großen Imperatoren einreihen 335 00:25:59,220 --> 00:26:04,450 und zum protestantischen Kaiser der Deutschen aufschwingen? 335 00:26:04,760 --> 00:26:07,010 Die Katholiken sind in Bedrängnis. 336 00:26:07,020 --> 00:26:10,520 Nicht nur in Bayern werden die Rufe nach einem Retter laut. 337 00:26:10,560 --> 00:26:13,400 Der Name Wallenstein fällt. 338 00:26:14,900 --> 00:26:20,310 In Lützen betritt der Generalissimus erneut die Bühne des Krieges 339 00:26:20,320 --> 00:26:23,680 und steht wieder an der Spitze des kaiserlichen Heeres. 340 00:26:25,840 --> 00:26:30,639 Reumütig hatte ihm der Kaiser wieder das Oberkommando angetragen. 341 00:26:34,400 --> 00:26:38,300 Ihm haben die Schweden Mecklenburg genommen. 342 00:26:44,400 --> 00:26:49,940 Als General des Kaisers will er Gustav Adolf herausfordern. 343 00:26:50,280 --> 00:26:53,379 Zum alles entscheidenden Kampf. 345 00:26:59,420 --> 00:27:03,320 Sorgsam hat Wallenstein einen Schlachtplan ausgearbeitet. 346 00:27:03,480 --> 00:27:07,060 Er verfolgt eine defensive Strategie. 347 00:27:07,520 --> 00:27:11,510 Tief gestaffelt sollen seine Truppen den Schweden entgegentreten. 348 00:27:11,520 --> 00:27:14,200 Die Gegner sind einander ebenbürtig. 349 00:27:14,360 --> 00:27:20,620 Am 16. November 1632 um 10 Uhr fallen die ersten Schüsse. 350 00:27:21,380 --> 00:27:26,100 Auf beiden Seiten stehen sich je 18.000 Mann gegenüber. 351 00:27:32,800 --> 00:27:35,900 Pappenheim ist gefallen! Seine Männer haben die Flucht ergriffen! 353 00:27:35,930 --> 00:27:40,540 Ausgerechnet Pappenheim! Wer in das Gesindel da vorne keine Ordnung bringen kann, 354 00:27:40,580 --> 00:27:43,480 der wird mit dem Henker Bekanntschaft machen! Los! 355 00:27:43,560 --> 00:27:46,759 Das Kriegsglück scheint sich von Wallenstein abzuwenden. 355 00:27:46,760 --> 00:27:48,310 Ich kann seinen Flügel übernehmen. 356 00:27:48,320 --> 00:27:53,260 Gut Piccolomini, aber Rappido. Ich werde vor Gustav Adolf keinen Fußbreit weichen. 357 00:27:53,320 --> 00:27:55,610 Eher krepier ich! Jesus Maria! 357 00:27:55,620 --> 00:27:56,740 Jesus Maria! 358 00:27:58,680 --> 00:28:01,979 Die kaiserlichen Truppen setzen zum Befreiungsschlag an. 359 00:28:04,220 --> 00:28:08,200 Gustav Adolf hält mit großer Feuerkraft dagegen. 360 00:28:08,500 --> 00:28:10,150 Zum Angriff! Vorwärts! 361 00:28:10,200 --> 00:28:13,740 Er führt persönlich den Gegenangriff. 362 00:28:23,600 --> 00:28:29,440 Im Pulverdampf des Schlachtfeldes verliert der kurzsichtige König seine Orientierung. 363 00:28:36,600 --> 00:28:40,400 Gustav Adolf gerät in eine tödliche Falle. 365 00:28:43,840 --> 00:28:48,620 Sein Tod auf dem Schlachtfeld von Lützen wird einen Mythos begründen. 366 00:28:51,140 --> 00:28:55,640 Das Lederwams, das er im Kampf gegen Wallenstein trug. 367 00:28:55,700 --> 00:28:59,800 Es ist für die Protestanten gleichsam zu Reliquie geworden. 368 00:29:01,840 --> 00:29:04,640 Das tödliche Einschussloch im Rücken. 369 00:29:04,700 --> 00:29:07,760 Zunächst werden die Protestanten seinen Tod leugnen. 370 00:29:08,420 --> 00:29:12,120 Erst lange nach der Schlacht erklären sie Gustav Adolf, 370 00:29:12,120 --> 00:29:15,920 den sie in seinem blutdurchträkten Hemd finden, zum Märtyrer. 371 00:29:20,180 --> 00:29:24,660 Auf dem Schlachtfelld fahren die Schüsse auf den König die Wut der Schweden der Art an, 372 00:29:24,670 --> 00:29:28,710 dass Wallenstein selbst in Lebensgefahr gerät. 373 00:29:28,720 --> 00:29:32,300 Die Geschosse der Gegner schlagen rings um ihn ein. 375 00:29:49,560 --> 00:29:52,560 Erst am Abend verstummen die Kanonen. 376 00:29:53,100 --> 00:29:55,810 Als Wallenstein zu sich kommt, begreift er, 377 00:29:55,820 --> 00:29:59,060 dass er dem Toten nur knapp entronnen ist. 378 00:30:08,860 --> 00:30:13,280 Was er sieht, lässt ihn zum ersten Mal zweifeln. 379 00:30:17,540 --> 00:30:21,990 Viele seiner Söldner haben Wallensteins Ehrgeiz mit dem Leben bezahlt. 380 00:30:24,480 --> 00:30:29,640 Der Kriegsunternehmer sieht keinen Sinn mehr in seinem todbrinngenden Gewerbe. 381 00:30:31,200 --> 00:30:35,380 Die Schlacht bei Lützen wird auch für ihn zum Wendepunkt. 382 00:30:40,620 --> 00:30:47,710 Von 36.000 Söldnern beider Seiten bleiben mehr als 8.000 auf dem Schlachtfeld zurück. 383 00:30:47,720 --> 00:30:51,810 Der Schwedenkönig ist gefallen, und doch ist nichts gewonnen. 384 00:30:51,820 --> 00:30:54,990 Wallenstein sucht nach einem Ausweg. 386 00:31:01,520 --> 00:31:04,140 In seiner Residenz im böhmischen Gitschin 387 00:31:04,200 --> 00:31:07,880 lädt er zu einem konspirativen Treffen ein. 388 00:31:12,240 --> 00:31:15,400 Er will mit den Protestanten verhandeln. 389 00:31:16,360 --> 00:31:17,950 Wir brauchen einen endgültigen Ausgleich 390 00:31:17,960 --> 00:31:20,480 zwischen den Katholischen und den Evangelischen. 391 00:31:20,540 --> 00:31:23,550 Mit dem Kaiser ist das ganz unmöglich. Er ist doch an allem schuld. 392 00:31:23,560 --> 00:31:26,380 Wenn jetzt nicht Friede wird, ist alles verloren! 392 00:31:26,560 --> 00:31:29,480 Aber ehrefürstliche Gnaden, es ist ... 393 00:31:29,640 --> 00:31:35,400 Dem Kaiser kann man nicht trauen. Das wisst Ihr aus eigener Erfahrung. 394 00:31:35,500 --> 00:31:37,560 Worauf wollt Ihr hinaus? 395 00:31:39,840 --> 00:31:42,560 Habt Ihr Eure Entlassung schon vergessen? 396 00:31:44,400 --> 00:31:47,920 Denkt er etwa daran, die Seite zu wechseln? 397 00:31:48,680 --> 00:31:53,320 Der Kaiser vertraut leider mehr seinem Beichtvater als seinem Verstand. 398 00:31:56,660 --> 00:31:56,670 399 00:31:56,680 --> 00:32:00,640 Wallenstein, warum kämpfen wir noch gegeneinander? 400 00:32:00,700 --> 00:32:04,360 Mit Euch wäre leichter Frieden zu schließen als mit dem Kaiser. 401 00:32:04,820 --> 00:32:08,310 Wallenstein will sich an niemanden mehr binden, 402 00:32:08,320 --> 00:32:11,520 sieht sich als sein eigener Herr. 403 00:32:15,020 --> 00:32:20,700 Wallenstein hat in seinen letzen Jahren seinen Generalates immer stärker das Ziel verfolgt, 404 00:32:20,710 --> 00:32:23,360 seine Armee zu einer Autonommachtbasis zu machen. 405 00:32:23,520 --> 00:32:27,810 Er hat sich immer mehr von Kaiserhof gelöst und hat seine eigene Politik gemacht. 406 00:32:27,820 --> 00:32:31,980 Er hat eigenständig verhandelt. Und der Kaiser missvertraut Wallenstein immer mehr, 407 00:32:31,990 --> 00:32:37,770 der nicht mehr tat, was er wollte. Der Siedepunkt im Verhältnis zwischen den beiden war erreicht, 408 00:32:37,780 --> 00:32:41,370 als sich Wallenstein leistete die Offiziere nicht mehr auf den Kaiser, 409 00:32:41,380 --> 00:32:44,810 sondern auf seine eigene Person vereidigen zu lassen, ohne den König noch zu nennen. 410 00:32:44,820 --> 00:32:47,680 Das war der berühmte erste Pilsener Revers. 411 00:32:47,840 --> 00:32:51,210 Als der Kaiser davon erfährt, ist er empört. 412 00:32:51,220 --> 00:32:56,100 Jetzt lässt Wallenstein sich die Treue seiner Männer versichern. Wozu? 413 00:32:56,520 --> 00:33:02,500 Aus seiner Umgebung wird uns berichtet, dass er nach Eurer Krone trachtet. 414 00:33:03,880 --> 00:33:06,000 Eine Verschwörung. 415 00:33:09,200 --> 00:33:13,550 Aber Wallenstein war mir immer Treue geben. Er war meine Rettung gegen die Dänen 416 00:33:13,560 --> 00:33:15,710 und ist für mich gegen die Schweden ins Feld gezogen. 417 00:33:15,720 --> 00:33:19,990 Die Schweden belagern jetzt Regensburg. 418 00:33:20,120 --> 00:33:23,610 Und der Generalissimus greift nicht ein. 419 00:33:23,620 --> 00:33:26,520 Ich habe Wallenstein befohlen, sie zu vertreiben. 420 00:33:26,780 --> 00:33:31,400 Was macht er stattdessen? Er verhandelt mit unseren Feinden! 421 00:33:31,460 --> 00:33:36,520 Ihr müsst ihm endlich Einhalt gebieten! 422 00:33:37,280 --> 00:33:39,940 Ferdinand muss sich entscheiden. 423 00:33:41,560 --> 00:33:45,999 Das Dekret des Kaisers, das Wallenstein ächtet. 424 00:33:46,160 --> 00:33:49,879 Ferdinand fürchtet den General mehr als er ihm traut 425 00:33:50,040 --> 00:33:52,620 und besiegelt dessen Ende. 426 00:33:54,600 --> 00:33:58,160 Wallenstein sucht Zuflucht im böhmischen Eger. 427 00:33:59,760 --> 00:34:04,600 Im Haus des Stadtkommandanten fühlt er sich sicher, vorerst. 428 00:34:06,400 --> 00:34:09,700 Doch er weiß, dass er verfolgt wird. 429 00:34:12,800 --> 00:34:16,940 Wie nah ihm die Verfolger schon sind, ahnt er nicht, 430 00:34:17,010 --> 00:34:19,260 will das nicht wahrhaben. 431 00:34:21,280 --> 00:34:23,500 Werden die feindlichen Mächte, von denen 432 00:34:23,510 --> 00:34:27,880 sein Horoskop sprach, nun über ihn triumphieren? 433 00:34:33,519 --> 00:34:37,510 Am Ende sind es die eigenen Soldaten, die Jagd auf ihn machen. 433 00:34:37,519 --> 00:34:38,510 Aus dem Weg! 434 00:34:38,760 --> 00:34:40,800 Der Kaiser hat ihnen ein Kopfgeld versprochen. 435 00:34:40,800 --> 00:34:45,179 Sie sollen den Geächteten ausliefern, lebendig oder tot. 436 00:34:53,000 --> 00:34:56,920 Die Soldaten sollten zwischen ihm und dem Kaiser entscheiden. 437 00:34:57,900 --> 00:35:00,400 Sie haben ihre Wahl getroffen. 438 00:35:02,360 --> 00:35:04,160 Verräterischer Hund! 439 00:35:04,620 --> 00:35:06,300 Was wollt Ihr? 440 00:35:07,200 --> 00:35:08,680 Gnade! 441 00:35:09,040 --> 00:35:11,020 Gnade wird nicht gegeben. 442 00:35:12,720 --> 00:35:16,440 Er stirbt, weil er den Krieg nicht mehr für andere führen wollte. 443 00:35:16,500 --> 00:35:19,500 Schon gar nicht um des Glaubens willen. 444 00:35:22,880 --> 00:35:26,410 Wallenstein war eine außergewöhnliche Person in seiner Zeit. 445 00:35:26,420 --> 00:35:31,320 Er dachte in ökonomischen Bahnen und ihm bedeutete Organisation sehr viele. 446 00:35:31,350 --> 00:35:33,560 Das macht aber ihn aus der Zeit wiederum fremd 447 00:35:33,620 --> 00:35:35,680 und das wirkt sehr merkwürdig auf die Menschen, 448 00:35:35,720 --> 00:35:40,550 weil ihm Recht und Konfession, Religion in seiner Durchführung relativ wenig bedeutete. 449 00:35:40,560 --> 00:35:44,150 Der Kaiser schätzte die gewaltige Macht, die durch Wallenstein gewann. 449 00:35:44,160 --> 00:35:49,150 Er konnte aber einig nichts damit anfangen, dass dieser General, dieser Generalissimus, 450 00:35:49,260 --> 00:35:52,720 überhaupt nicht Ziele verfocht, für die er selbst eintrat. 450 00:35:52,760 --> 00:35:57,900 Wallenstein ging es um die Armee und die Funktionierung dieser Armee in dieser Hinsicht. 451 00:35:57,990 --> 00:36:02,410 Kaiser Ferdinand hingegen führt seinen Krieg um Macht und Glauben weiter, 452 00:36:02,440 --> 00:36:04,720 mit dem Segen der Kirche. 453 00:36:11,120 --> 00:36:14,839 Doch ein Jahr nach Wallensteins Tod erkennt auch er, 454 00:36:15,040 --> 00:36:19,410 dass es in diesem Krieg keinen Sieger geben würde. 455 00:36:19,820 --> 00:36:23,640 Und dass die Gegner aufeinander zugehen müssen. 456 00:36:31,990 --> 00:36:37,070 Im Frühjahr 1635 treffen sich die deutsche Fürsten beider Konfessionen 457 00:36:37,080 --> 00:36:40,400 und Delegierte des Kaisers in der Prager Burg, 458 00:36:40,560 --> 00:36:43,860 wo die Spirale der Gewalt ausgelöst wurde. 459 00:36:47,960 --> 00:36:52,180 17 Jahre sind seit dem Prager Fenstersturz vergangen. 461 00:36:56,100 --> 00:36:59,050 Nun schließen Protestanten und Katholiken in Prag einen Frieden 462 00:36:59,060 --> 00:37:04,380 für "das geliebte Vaterland der hochedlen Deutschen Nation". 463 00:37:04,560 --> 00:37:05,850 Der Pragerfrieden war der Versuch, 464 00:37:05,860 --> 00:37:12,400 einen Verfassungs- und Konfessionsfrieden aufs Reichsebene herzustellen. 465 00:37:12,500 --> 00:37:18,010 Gescheitert ist er daran, dass man konsequent die auswärtigen Krone, die europäischen Mächte, 466 00:37:18,020 --> 00:37:20,590 aus diesem Krieg herausdrängen 467 00:37:20,600 --> 00:37:24,590 und den Frieden ohne Beteiligung dieser auswärtigen Mächten schließen wollte. 468 00:37:24,600 --> 00:37:29,110 Und daran ist der Pragerfrieden letzlich gescheitert. weil es nicht mehr möglich war, 468 00:37:29,120 --> 00:37:33,999 dass man einen Frieden schloss, ohne Frankreich und Schweden Gebühren zu beteilen. 469 00:37:34,100 --> 00:37:36,640 In Prag ging es um einen Ausgleich 470 00:37:36,650 --> 00:37:40,20 zwischen den deutschen Fürsten und ihrem Kaiser. 471 00:37:40,080 --> 00:37:46,500 Doch die Franzosen fühlen sich von den Habsburgern, die im Reich und in Spanien regieren, umzingelt. 473 00:37:46,600 --> 00:37:51,260 So verbindet sich das katholische Frankreich mit dem protestantischen Schweden 474 00:37:51,280 --> 00:37:54,100 um gegen die kaiserliche Macht zu kämpfen. 475 00:37:56,640 --> 00:38:00,100 "Das edle Deutsche Land, das in voller Blüte stand, 476 00:38:00,120 --> 00:38:07,260 wart und ist auch heute ein Widerpart seiner selbst und fremder Völkerbeute." 477 00:38:07,840 --> 00:38:10,460 Dichter wie Martin Opitz schaffen ein Bewusstsein 478 00:38:10,520 --> 00:38:13,010 für das gemeinsame Schicksal der Deutschen. 479 00:38:13,020 --> 00:38:18,310 Innerlich zerrüttet zu sein und ein Opfer fremder Mächte. 480 00:38:18,320 --> 00:38:21,860 Allein im Leid sehen sie das einende Band, 481 00:38:21,880 --> 00:38:27,000 wie Andreas Gryphius in seinem "Tränen des Vaterlands": 482 00:38:27,160 --> 00:38:31,779 "Wir sind doch nunmehr ganz, ja mehr denn ganz verheeret." 483 00:38:31,920 --> 00:38:35,520 "Doch schweige ich noch von dem, was ärger als der Tod." 484 00:38:35,560 --> 00:38:39,850 "Was grimmer denn die Pest und Glut und Hungersnot." 485 00:38:39,860 --> 00:38:44,660 "Das auch der Seelen Schatz so vielen abgerungen." 486 00:38:46,360 --> 00:38:51,250 Mehr als ein Drittel der Zivilbevölkerung fällt diesem Krieg zum Opfer, 487 00:38:51,260 --> 00:38:54,250 durch Gewalt, Krankheit und Hunger. 488 00:38:54,260 --> 00:38:56,360 Millionen Menschen. 489 00:38:58,100 --> 00:39:02,710 Im Zeichen des Glaubens wurde dieser Krieg entfesselt. 490 00:39:02,720 --> 00:39:04,710 Zur Neige geht er in der Gewissheit, 491 00:39:04,720 --> 00:39:09,400 dass jedes weitere Blutvergießen sinnlos ist. 492 00:39:20,040 --> 00:39:27,660 Erst 1645, 11 Jahre nach Wallensteins Tod, machen sich Abgesandte der Kriegsparteien auf den Weg 494 00:39:27,680 --> 00:39:31,120 um einen dauerhaften Frieden zu schließen. 495 00:39:31,280 --> 00:39:34,120 Delegierte aus ganz Europa versammeln sich 496 00:39:34,160 --> 00:39:39,180 in den vom Krieg verschonten Städten Osnabrück und Münster in Westfalen. 497 00:39:41,720 --> 00:39:45,600 Drei Jahre werden die Friedensverhandlungen dauern. 498 00:39:47,680 --> 00:39:52,000 Nie zuvor in der Geschichte kamen so viele Mächte zusammen, 499 00:39:52,010 --> 00:39:55,620 um ein Abkommen für einen ganzen Kontinent zu schließen. 500 00:39:55,680 --> 00:39:59,210 Bis zuletzt ringen die Delegierten um eine Lösung, 501 00:39:59,240 --> 00:40:04,210 in der Gewissheit, dass nur ein Ausgleich zwischen den Mächtigen und den Konfessionen 502 00:40:04,220 --> 00:40:06,100 Frieden bringen kann. 503 00:40:06,380 --> 00:40:13,780 1648 wird der Ratssaal von Münster zum Schauplatz einer historischen Einigung. 505 00:40:15,020 --> 00:40:23,000 Hier wird zum ersten Mal auf einem europäischen Kongress, eine europäische Friedensordnung 506 00:40:23,020 --> 00:40:26,210 die eine Rechtsordnung und eine Gleichordnung 507 00:40:26,240 --> 00:40:31,439 der einzelnen Länder Europas ist, etabliert. 508 00:40:31,450 --> 00:40:33,540 Die Kriege sind damit nicht beseitigt, 509 00:40:33,560 --> 00:40:39,500 aber ein fundamentalistischer Krieg, wie der Dreißigjährige Krieg, 510 00:40:39,500 --> 00:40:44,300 ist danach nicht mehr durchgeführt worden. 511 00:40:44,620 --> 00:40:49,600 Im Westfälischen Frieden von 1648 streben die Unterzeichner 512 00:40:49,620 --> 00:40:53,210 eine Balance in der Mitte Europas an, 513 00:40:53,220 --> 00:40:57,960 um die machtpolitischen und religiösen Gegensätze auszugleichen. 514 00:40:58,820 --> 00:41:01,900 Er wird zum Grundgesetz des Reiches. 515 00:41:03,060 --> 00:41:06,200 Die konfessionelle Teilung und die territoriale Zersplitterung 516 00:41:06,220 --> 00:41:08,360 der Deutschen wird festgeschrieben. 517 00:41:08,520 --> 00:41:11,500 Dies ist der Preis für den ersehnten Frieden. 518 00:41:11,520 --> 00:41:15,200 Das Reich bleibt ein von den Landesherrn bestimmter Verband 519 00:41:15,210 --> 00:41:18,040 unterschiedlich großer Territorien. 520 00:41:18,060 --> 00:41:22,300 Das Reich hat fortexistiert, aber es ist auch keine zentrale Monarchie geworden. 521 00:41:22,320 --> 00:41:28,930 Sondern es hat fortexistiert als ein föderaler, defensiver auch verteidigungausgerichteter Reichsverband. 522 00:41:28,940 --> 00:41:32,900 Und damit hat die föderalen Traditionen, die tief in die deutsche Geschichte wurzeln, 523 00:41:32,920 --> 00:41:34,960 aufgegriffen und bestätigt. 524 00:41:34,980 --> 00:41:39,420 Man kann die Traditionslinien sehen, die von dem 16. Jahrhundert über 1648, 525 00:41:39,440 --> 00:41:43,640 über 1949 bis in das Deutschland von 1990 reicht. 526 00:41:43,920 --> 00:41:50,740 Die Kunde vom Friedenschluss verbreitet sich binnen weniger Tage im ganzen Reich. 527 00:41:50,780 --> 00:41:55,540 "Gott Lob! Nun ist erschollen das edle Fried- und Freudenwort." 528 00:41:55,560 --> 00:42:00,279 "Dass nunmehr ruhen sollen die Spieße und Schwerter und ihr Mord." 529 00:42:00,460 --> 00:42:05,000 "Oh Deutschland, sing Lieder im hohen, vollen Chor." 530 00:42:05,580 --> 00:42:07,960 Ein Danklied aus jener Zeit. 531 00:42:07,980 --> 00:42:12,120 Ein Reich, ein Herrscher, ein Bekenntnis. 532 00:42:12,140 --> 00:42:16,100 Diese Vision mündete in zügelloser Gewalt. 533 00:42:16,120 --> 00:42:21,200 Die Macht und der Glauben auf deutschem Boden bleiben fortan geteilt. 534 00:42:21,280 --> 00:42:26,960 Und Frieden kann es nur mit, und nicht gegen die Nachbarn in Europa geben.