1 00:00:01,800 --> 00:00:05,300 Er ist ein Wanderer zwischen den Welten und Kulturen. 2 00:00:07,600 --> 00:00:09,800 Ein Wissenschaftler und ein Poet. 3 00:00:11,400 --> 00:00:13,700 Als Kaiser will er das Heilige Land 4 00:00:13,900 --> 00:00:16,300 für die Christenheit zurückgewinnen. 5 00:00:16,700 --> 00:00:19,400 Der Papst sieht ihn als Teufel in Menschengestalt, 6 00:00:19,700 --> 00:00:21,400 und will ihn vernichten. 7 00:00:24,100 --> 00:00:28,500 Friedrich II. - für viele der wohl größte Kaiser des Mittelalters. 8 00:00:39,600 --> 00:00:42,700 Die Küste des Heiligen Landes im September 1228. 9 00:00:45,100 --> 00:00:48,700 Kreuzfahrer aus Europa landen bei der Hafenstadt Akkon. 10 00:00:50,000 --> 00:00:52,200 Der letzten Bastion der Christen. 11 00:00:56,100 --> 00:00:57,900 An ihre Spitze Friedrich II., 12 00:00:59,000 --> 00:01:03,100 König der Deutschen und Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. 13 00:01:09,100 --> 00:01:12,300 Der Staufer steht vor dem "Tor zum Heiligen Land". 14 00:01:12,900 --> 00:01:14,400 Endlich. 15 00:01:15,300 --> 00:01:17,600 Hamid, wir haben es geschafft. 16 00:01:18,200 --> 00:01:21,000 Was kann es Größeres für einen Christen geben, 17 00:01:21,300 --> 00:01:24,399 als den Fuß auf diesen heiligen Boden zu setzen? 18 00:01:30,100 --> 00:01:32,500 Aber es ist auch unser Heiliges Land. 19 00:01:34,400 --> 00:01:36,500 Akkon ist noch nicht das Ziel. 20 00:01:36,900 --> 00:01:38,900 Friedrich will nach Jerusalem, 21 00:01:39,000 --> 00:01:43,100 das seit Jahrzehnten wieder unter muslimischer Kontrolle steht. 22 00:01:45,800 --> 00:01:47,600 Das Heilige Römische Reich, 23 00:01:47,700 --> 00:01:51,500 zum dem auch die deutschen Lande zählen, um das Jahr 1200. 24 00:01:52,600 --> 00:01:56,899 Im Südwesten herrscht das schwäbische Adelsgeschlecht der Staufer. 25 00:01:59,300 --> 00:02:03,100 Seit vier Generationen regieren sie als Könige und Kaiser. 26 00:02:04,900 --> 00:02:07,400 Der legendäre Großvater Friedrichs II. 27 00:02:07,600 --> 00:02:09,500 trug den Beinamen Barbarossa. 28 00:02:09,800 --> 00:02:14,100 Von ihm erbt der Enkel den Anspruch auf die deutsche Königskrone. 29 00:02:15,700 --> 00:02:18,200 Von der Mutter das Königreich Sizilien, 30 00:02:18,600 --> 00:02:21,900 in dessen Hauptstadt Palermo er heranwächst. 31 00:02:24,000 --> 00:02:27,300 Nun will er im Heiligen Land eine Mission erfüllen. 32 00:02:28,000 --> 00:02:29,500 Heiliger Georg! 33 00:02:30,600 --> 00:02:33,700 Für deinen Glauben hast du den Märtyrertod erlitten. 34 00:02:33,900 --> 00:02:37,200 Halte dein schützendes Schwert jetzt auch über uns. 35 00:02:40,100 --> 00:02:43,200 Erobert er Jerusalem, würde Friedrich vor aller Welt 36 00:02:43,500 --> 00:02:47,200 als rechtmäßiger und Gott gewollter Herrscher bestätigt. 37 00:02:50,200 --> 00:02:52,799 Doch weil der Kaiser sich zu lange Zeit ließ, 38 00:02:53,000 --> 00:02:55,600 verhängte der Papst den Kirchenbann über ihn. 39 00:02:56,200 --> 00:02:57,700 Heiliger Vater. 40 00:02:58,700 --> 00:03:01,799 Kaiser Friedrich ist endlich im Heiligen Land angekommen. 41 00:03:03,600 --> 00:03:05,600 Ihr solltet ihn vom Bann lösen. 42 00:03:05,900 --> 00:03:10,200 Nein. Er hat zu lange gewartet. Er ist gebannt und bleibt gebannt. 43 00:03:12,400 --> 00:03:15,900 Mit Gott, Männer! Lasst uns ziehen und siegen! 44 00:03:16,500 --> 00:03:18,000 Eine absurde Situation. 45 00:03:18,100 --> 00:03:22,200 Der Mann, der die heiligsten Stätten des Christentums befreien will, 46 00:03:22,300 --> 00:03:24,700 ist selber aus der Kirche ausgestoßen. 47 00:03:25,100 --> 00:03:28,299 Der Kaiser will doch Jerusalem von den Ungläubigen befreien. 48 00:03:29,700 --> 00:03:31,200 Werden die Kreuzritter 49 00:03:31,300 --> 00:03:34,700 vom Orden der Templer und der Johanniter ihm folgen? 50 00:03:35,500 --> 00:03:37,000 Man weiß es nicht. 51 00:03:41,500 --> 00:03:43,600 Ohne ihre Hilfe ist er verloren. 52 00:03:46,900 --> 00:03:48,600 Was der Papst nicht weiß: 53 00:03:48,900 --> 00:03:52,900 Friedrich II. hat längst Kontakt mit den Muslimen aufgenommen, 54 00:03:53,100 --> 00:03:55,799 in Geheimverhandlungen mit ihren Machthabern. 55 00:03:57,000 --> 00:03:59,800 Er hofft, Jerusalem ohne Blutvergießen 56 00:04:00,100 --> 00:04:01,799 zurückgewinnen zu können. 57 00:04:02,100 --> 00:04:04,500 Doch er erlebt eine böse Überraschung. 58 00:04:11,700 --> 00:04:13,200 Der Emir erwartet uns! 59 00:04:13,700 --> 00:04:15,100 Hamid, was soll das? 60 00:04:15,900 --> 00:04:17,500 Was hat das zu bedeuten? 61 00:04:20,899 --> 00:04:23,500 Immer wieder rangen Christen und Muslime 62 00:04:23,700 --> 00:04:25,900 um die Vormacht im Heiligen Land. 63 00:04:26,500 --> 00:04:29,300 Im 7. Jahrhundert hatten die Nachfolger Mohammeds 64 00:04:29,400 --> 00:04:31,799 Jerusalem dem Christentum entrissen. 65 00:04:32,400 --> 00:04:35,400 Beim ersten Kreuzzug Ende des 11. Jahrhunderts 66 00:04:35,500 --> 00:04:38,300 eroberten europäische Ritter die Stadt zurück. 67 00:04:39,100 --> 00:04:42,500 Für die Christen befindet sich hier die Grabeskirche, 68 00:04:42,700 --> 00:04:45,900 am Schauplatz des Todes und der Auferstehung Jesu. 69 00:04:50,100 --> 00:04:54,200 Doch auch die Muslime haben hier ein Heiligtum, den Felsendom. 70 00:04:57,700 --> 00:04:59,099 Von dieser Stelle aus 71 00:04:59,300 --> 00:05:03,000 sei Mohammed zu seiner Reise in den Himmel aufgestiegen. 72 00:05:05,300 --> 00:05:07,400 Und für die Juden ist Jerusalem 73 00:05:07,700 --> 00:05:10,200 seit jeher das Zentrum ihres Glaubens. 74 00:05:13,900 --> 00:05:16,900 Verhandelt der Emir nicht, ziehen wir in die Schlacht. 75 00:05:17,100 --> 00:05:19,900 Überschätzt unsere Kräfte nicht. Die reichen. 76 00:05:20,100 --> 00:05:22,100 Wir belagern sie, bis sie aufgeben. 77 00:05:22,400 --> 00:05:25,299 Friedrich hatte auf eine friedliche Lösung gehofft. 78 00:05:30,400 --> 00:05:31,900 Vorsicht! 79 00:05:33,300 --> 00:05:35,000 Die Muslime hatten ihm sogar 80 00:05:35,300 --> 00:05:38,300 die kampflose Übergabe der Stadt in Aussicht gestellt. 81 00:05:38,500 --> 00:05:40,600 Jetzt seht Ihr, was sie wollen. 82 00:05:40,700 --> 00:05:42,700 Der Emir will nicht mit uns reden. 83 00:05:45,900 --> 00:05:48,700 Friedrich hat alles auf eine Karte gesetzt. 84 00:05:48,900 --> 00:05:51,599 Doch er scheint sich verschätzt zu haben. 85 00:05:53,800 --> 00:05:55,800 Er will nicht mehr verhandeln. 86 00:05:56,500 --> 00:05:59,600 Damit steht seine eigene Zukunft auf dem Spiel. 87 00:06:00,200 --> 00:06:03,300 Der Staufer weiß: Sein Kaisertum ist am Ende, 88 00:06:03,800 --> 00:06:05,900 wenn er Jerusalem nicht befreit. 89 00:06:11,100 --> 00:06:14,900 Selbst das Land seiner Herkunft würde ihm streitig gemacht, 90 00:06:16,000 --> 00:06:17,700 sein Königreich Sizilien. 91 00:06:21,700 --> 00:06:26,300 Die Hauptstadt Palermo war damals eine der größten Metropolen Europas. 92 00:06:26,600 --> 00:06:29,400 Hier wuchs Friedrich als Thronfolger heran. 93 00:06:31,300 --> 00:06:35,400 Durch die Ehe seines Vaters mit Prinzessin Konstanze von Sizilien 94 00:06:35,600 --> 00:06:38,700 wurden die Staufer auch Herren über das südliche Italien. 95 00:06:39,300 --> 00:06:41,700 Damals ein Schmelztiegel der Kulturen. 96 00:06:45,600 --> 00:06:49,500 Die Kapelle des Palastes - ein Weltwunder des Mittelalters. 97 00:06:51,700 --> 00:06:55,900 Die Stile, die sich hier vereinen, sind Ausdruck einer Vielfalt, 98 00:06:56,100 --> 00:06:59,600 die auch den heranwachsenden Friedrich beeindruckt und prägt. 99 00:07:00,400 --> 00:07:03,099 Von vier Kulturen umgeben wächst er auf: 100 00:07:04,000 --> 00:07:06,300 Griechisch, sizilianisch, arabisch, 101 00:07:06,500 --> 00:07:10,400 und über allem schwebt das Wappentier der deutschen Staufer. 102 00:07:10,900 --> 00:07:13,599 Schon sein Großvater Friedrich Barbarossa 103 00:07:13,700 --> 00:07:16,400 hatte dem Adler zu neuem Glanz verholfen. 104 00:07:16,800 --> 00:07:20,700 Unter Friedrich II. dann wurde dieses Symbol allgegenwärtig. 105 00:07:20,900 --> 00:07:23,000 Das Symbol der römischen Kaiser. 106 00:07:23,800 --> 00:07:27,500 Diese Identifikation Friedrichs II. mit diesem Adlersymbol 107 00:07:27,600 --> 00:07:29,200 muss enorm gewesen sein. 108 00:07:29,600 --> 00:07:33,600 Schon die Zeitgenossen nannten seine Familie "Genus Aquilae", 109 00:07:34,000 --> 00:07:35,900 "das Geschlecht des Adlers". 110 00:07:36,900 --> 00:07:38,599 Friedrichs Vater Heinrich 111 00:07:38,800 --> 00:07:41,500 erweitere das Heilige Römische Reich nach Süden. 112 00:07:41,700 --> 00:07:43,599 Und schuf damit ein Imperium, 113 00:07:43,700 --> 00:07:46,700 das von der Nordsee bis zum Mittelmeer reicht. 114 00:07:47,300 --> 00:07:48,900 Doch nördlich der Alpen 115 00:07:49,000 --> 00:07:52,200 herrschen noch andere mächtige Adelsgeschlechter. 116 00:07:52,600 --> 00:07:55,000 Die pochen auf ihre Eigenständigkeit. 117 00:07:57,300 --> 00:08:00,100 Im Jahr 1212 überquert Friedrich die Alpen, 118 00:08:00,200 --> 00:08:02,500 um sein deutsches Erbe anzutreten. 119 00:08:04,200 --> 00:08:06,500 Er will von den Fürsten des Reiches 120 00:08:06,800 --> 00:08:09,300 offiziell als König anerkannt werden. 121 00:08:12,100 --> 00:08:13,500 Kalt wie auf dem Ätna. 122 00:08:15,900 --> 00:08:17,400 Was erwartet mich da? 123 00:08:17,900 --> 00:08:21,000 Ihre Sommer sind wie die sizilianischen Winter. 124 00:08:24,300 --> 00:08:25,700 Und die Weiber? 125 00:08:26,500 --> 00:08:28,200 Wie das Eis auf dem Ätna, 126 00:08:30,100 --> 00:08:32,100 das in deinen Händen schmilzt. 127 00:08:35,100 --> 00:08:36,500 Na dann, voran! 128 00:08:39,500 --> 00:08:43,500 Die Heimat seines Vaters Heinrich und seines Großvaters Barbarossa 129 00:08:43,700 --> 00:08:45,800 sieht Friedrich zum ersten Mal. 130 00:08:46,300 --> 00:08:50,099 Acht Millionen Menschen leben um 1200 in deutschen Landen. 131 00:08:51,500 --> 00:08:55,100 Hier residieren mächtige Fürsten in mächtigen Palästen. 132 00:08:57,200 --> 00:09:00,900 Auch in der Zeit der Staufer nutzen sie jede Gelegenheit, 133 00:09:01,100 --> 00:09:03,900 um die eigene Stellung im Reich auszubauen. 134 00:09:08,900 --> 00:09:10,600 Das Reich nördlich der Alpen 135 00:09:10,700 --> 00:09:13,500 holte gegenüber der Mittelmeerwelt kulturell auf. 136 00:09:14,000 --> 00:09:17,300 Es ist ein Land mit verfeinerter höfischer Kultur. 137 00:09:24,700 --> 00:09:27,700 Das Rittertum erlebt im 13. Jahrhundert seine Blüte. 138 00:09:29,400 --> 00:09:33,300 Die adeligen Männer sind dem König Gefolgschaft schuldig. 139 00:09:33,500 --> 00:09:36,500 Aber Friedrich will sie auch für sich gewinnen. 140 00:09:36,800 --> 00:09:39,800 Später einmal wird er diese Ritter brauchen. 141 00:09:40,100 --> 00:09:41,900 Beim Kreuzzug ins Heilige Land. 142 00:09:46,400 --> 00:09:50,100 Werden ihm die Mächtigen des Reiches den Respekt zollen, 143 00:09:50,300 --> 00:09:52,099 den er für sich beansprucht? 144 00:09:54,000 --> 00:09:55,800 Auf dem Hoftag zu Frankfurt 145 00:09:55,900 --> 00:10:00,000 will Friedrich als König durch einen Wahlakt bestätigt werden. 146 00:10:02,700 --> 00:10:04,900 Zwei Welten treffen aufeinander. 147 00:10:05,700 --> 00:10:07,600 Ist das ein Affe im Gefolge? 148 00:10:07,800 --> 00:10:09,300 Affen und Ungläubige. 149 00:10:10,000 --> 00:10:13,000 Mit welchen Gestalten umgibt sich dieser Mensch? 150 00:10:13,300 --> 00:10:16,500 Man sagt, er ist in Wirklichkeit der Sohn eines Metzgers. 151 00:10:19,100 --> 00:10:20,900 So einer will König werden. 152 00:10:25,500 --> 00:10:27,000 Wollen wir hoffen, 153 00:10:27,100 --> 00:10:30,100 dass seine Wahl zum Wohle des Volkes beiträgt. 154 00:10:30,300 --> 00:10:31,900 Und dem seiner Fürsten. 155 00:10:32,600 --> 00:10:35,100 Für deren Zustimmung hat Friedrich gesorgt. 156 00:10:35,200 --> 00:10:37,900 Er hat sie in ihren Privilegien bestätigt. 157 00:10:39,700 --> 00:10:41,900 Ich frage euch im Namen des Herrn: 158 00:10:42,100 --> 00:10:44,800 Wer soll künftig unser König sein? 159 00:10:45,700 --> 00:10:47,200 Friedrich, der Staufer. 160 00:10:47,900 --> 00:10:49,400 Friedrich. 161 00:10:51,100 --> 00:10:52,500 Friedrich. 162 00:10:52,700 --> 00:10:57,000 Sohn unseres Kaisers Heinrich und Enkel von Friedrich Barbarossa. 163 00:10:58,700 --> 00:11:01,900 Es gibt einige Fürsten, die den Anspruch für sich erheben, 164 00:11:02,100 --> 00:11:03,500 unverzichtbar zu sein. 165 00:11:03,700 --> 00:11:06,700 Dazu gehören die Erzbischöfe von Mainz, Köln und Trier. 166 00:11:06,900 --> 00:11:09,100 Diesen Fürsten verdankt Friedrich II. 167 00:11:09,300 --> 00:11:11,000 schließlich sein Königtum. 168 00:11:11,200 --> 00:11:13,700 Sie sollten ihn noch häufig daran erinnern. 169 00:11:14,200 --> 00:11:15,700 Friedrich, 170 00:11:17,300 --> 00:11:19,900 Sohn unseres geliebten Kaisers Heinrich. 171 00:11:20,400 --> 00:11:22,100 Du bist zum König gewählt. 172 00:11:23,800 --> 00:11:27,500 Und den Thron Kaiser Karls sollst du in Aachen besteigen. 173 00:11:32,300 --> 00:11:34,900 Nur, wer in der Kapelle der einstigen Kaiserpfalz 174 00:11:35,100 --> 00:11:37,600 von Karl dem Großen seinen Thron besteigt, 175 00:11:37,700 --> 00:11:41,100 gilt in dieser Zeit als rechtmäßiger Herrscher im Reich. 176 00:11:44,900 --> 00:11:47,300 Für die Gebeine des großen Vorbildes 177 00:11:47,400 --> 00:11:50,600 lässt Friedrich einen kostbaren Schrein fertigen. 178 00:11:50,800 --> 00:11:53,699 Der ist noch heute im Aachener Dom zu sehen. 179 00:11:56,400 --> 00:11:58,800 "Der König selbst ergriff den Hammer" 180 00:11:58,900 --> 00:12:02,300 "und schlug vor aller Augen den letzten Nagel ein". 181 00:12:02,600 --> 00:12:05,700 So berichtet es der Chronist Reiner von Lüttich. 182 00:12:05,900 --> 00:12:10,400 Nach der Krönung überrascht Friedrich die Fürsten mit einem Gelöbnis: 183 00:12:10,700 --> 00:12:13,500 Als Verteidiger der Kirche und des Glaubens 184 00:12:13,700 --> 00:12:16,700 bekleiden wir uns mit dem Zeichen des Kreuzes. 185 00:12:17,200 --> 00:12:20,900 Und geloben feierlich die Befreiung des Heiligen Landes. 186 00:12:23,800 --> 00:12:26,900 Damit unterstreicht Friedrich auch seinen Anspruch, 187 00:12:27,100 --> 00:12:30,100 Herrscher und Beschützer der Christenheit zu sein. 188 00:12:30,500 --> 00:12:32,700 Und er knüpft an eine Tradition an. 189 00:12:35,400 --> 00:12:39,199 1095 hatte Papst Urban II. zum Ersten Kreuzzug aufgerufen. 190 00:12:40,900 --> 00:12:43,500 Jerusalem ist in den Händen des Teufels. 191 00:12:43,800 --> 00:12:46,099 Die Muslime haben es uns entrissen. 192 00:12:47,500 --> 00:12:50,400 Zieht zum Grab des Erlösers und nehmt dem gottlosen Volk 193 00:12:50,700 --> 00:12:52,200 das Land des Herrn. 194 00:12:53,900 --> 00:12:55,400 Macht es euch untertan. 195 00:12:56,200 --> 00:12:58,700 Ob sie im Kampf gegen die Heiden fallen, 196 00:12:58,800 --> 00:13:01,900 oder ob sie in finstere Gefangenschaft geraten: 197 00:13:03,800 --> 00:13:05,300 Ihnen werden ihre... 198 00:13:06,300 --> 00:13:07,900 ... Sündenstrafen vergeben. 199 00:13:08,100 --> 00:13:09,600 Amen. 200 00:13:09,800 --> 00:13:12,800 Wenn Friedrich auch Kaiser der Christenheit werden will, 201 00:13:13,000 --> 00:13:15,300 muss er sein Versprechen einlösen. 202 00:13:15,400 --> 00:13:17,000 Gott hat uns auserkoren, 203 00:13:17,200 --> 00:13:20,000 den Muslimen das Grab Christi zu entreißen. 204 00:13:20,900 --> 00:13:23,100 Schon bald wollen wir übersetzen. 205 00:13:23,500 --> 00:13:26,000 Ah, er will also auch die Kaiserkrone. 206 00:13:26,600 --> 00:13:29,400 Aber ohne Kreuzzug krönt ihn der Papst nicht. 207 00:13:29,700 --> 00:13:31,200 So ist es. 208 00:13:32,600 --> 00:13:35,700 ... unerreicht im Kampf gegen die Ungläubigen. Amen. 209 00:13:36,200 --> 00:13:38,300 Das war ein cleverer Schachzug. 210 00:13:39,600 --> 00:13:41,300 "Ich sehe mich in der Tradition" 211 00:13:41,500 --> 00:13:44,700 "meiner staufischen Vorfahren, die alle Kreuzfahrer waren". 212 00:13:44,800 --> 00:13:48,099 Es ist eine kaiserliche Aufgabe, einen Kreuzzug anzuführen. 213 00:13:48,300 --> 00:13:51,099 "Auch ich melde hiermit meinen Anspruch an", 214 00:13:51,500 --> 00:13:55,300 "Kreuzfahrer... oder Kreuzzugsanführer zu sein". 215 00:13:55,500 --> 00:13:59,100 Das ist ein durchaus politischer, tief politischer Akt. 216 00:14:00,100 --> 00:14:01,700 Nicht einmal zehn Jahre 217 00:14:01,800 --> 00:14:05,099 wird Friedrich II. auf deutschem Boden verbringen. 218 00:14:05,500 --> 00:14:09,100 Doch viele verehren den Sizilianer mit schwäbischen Wurzeln. 219 00:14:09,500 --> 00:14:12,200 Sie bewundern den Fremden im eigenen Land, 220 00:14:12,400 --> 00:14:15,900 der, wie frühere deutsche Könige, von Pfalz zu Pfalz zieht, 221 00:14:16,000 --> 00:14:17,700 ohne festen Herrschersitz. 222 00:14:20,900 --> 00:14:25,000 Der größte und schönste Bau erhebt sich über Wimpfen am Neckar. 223 00:14:25,700 --> 00:14:28,400 Mit prächtigen Säulen und Arkaden-Fenstern 224 00:14:28,600 --> 00:14:32,500 entsprach vor allem diese Pfalz den Vorlieben des Monarchen. 225 00:14:35,300 --> 00:14:37,500 Der hier auch Zeit zur Muße fand. 226 00:15:00,900 --> 00:15:03,500 Ein König, der mehrere Sprachen spricht, 227 00:15:03,600 --> 00:15:05,500 auch Griechisch und Arabisch. 228 00:15:06,300 --> 00:15:07,800 Der selber dichtet. 229 00:15:07,900 --> 00:15:09,400 Oder dichten lässt. 230 00:15:10,600 --> 00:15:13,500 Jetzt aber: Herr Walther von der Vogelweide. 231 00:15:15,000 --> 00:15:17,900 Der war nicht nur berühmter Sänger und Poet, 232 00:15:18,100 --> 00:15:21,400 sondern sang auch manches Loblied auf seinen König. 233 00:15:50,000 --> 00:15:53,600 Das historische Bildnis des Walther von der Vogelweide. 234 00:15:54,700 --> 00:15:57,700 Die Minnelieder handeln von Ehre und Hingabe, 235 00:15:58,500 --> 00:16:01,000 von schönen Jungfrauen und edlen Damen. 236 00:16:03,300 --> 00:16:07,000 Der Ritter ist der Inbegriff von Tapferkeit und Edelmut. 237 00:16:08,500 --> 00:16:12,400 Es ist der Stand, der das Bild dieser Zeit bis heute prägt. 238 00:16:15,900 --> 00:16:18,100 Unvergleichlich in den Miniaturen 239 00:16:18,200 --> 00:16:21,000 der weltberühmten Manessischen Handschrift. 240 00:16:23,700 --> 00:16:27,700 Friedrich II. umgab sich mit einem erlesenen Literatenkreis. 241 00:16:28,500 --> 00:16:31,200 Berühmte Dichter wetteiferten an seinem Hof, 242 00:16:31,400 --> 00:16:33,699 und die Besten wurden von ihm belohnt. 243 00:16:34,000 --> 00:16:36,700 Auch, wenn Deutsch nicht seine Muttersprache war: 244 00:16:36,900 --> 00:16:39,300 Friedrich verstand es und sprach es. 245 00:16:56,300 --> 00:16:57,800 Ich bin din. 246 00:16:58,500 --> 00:17:00,000 Du bist min. 247 00:17:02,600 --> 00:17:04,099 Ist das auch von ihm? 248 00:17:04,300 --> 00:17:06,300 Vielleicht ist es ja von mir. 249 00:17:09,099 --> 00:17:10,500 Ja, vielleicht. 250 00:17:10,800 --> 00:17:13,899 Von Friedrich wird überliefert, dass er sich nicht zuletzt 251 00:17:14,099 --> 00:17:16,300 auch auf die hohe Liebeskunst verstand. 252 00:17:16,500 --> 00:17:18,900 Die "Kunst, mit Poesie zu verführen". 253 00:17:22,599 --> 00:17:24,099 Veni. 254 00:17:24,200 --> 00:17:25,700 Veni, venias. 255 00:17:27,099 --> 00:17:28,600 Amore. 256 00:17:30,200 --> 00:17:31,700 Datagio lo meo core. 257 00:17:37,800 --> 00:17:39,500 Gekicher 258 00:17:55,000 --> 00:17:57,500 Hast Du eine Ahnung, was das war? Hey! 259 00:17:57,900 --> 00:18:00,900 Hörst du was? Du weißt doch, wie er es treibt. 260 00:18:01,400 --> 00:18:03,300 Erst die Verse und Gedichte, 261 00:18:03,400 --> 00:18:05,600 dann gehts den Mädchen an die Wäsche. 262 00:18:08,900 --> 00:18:11,100 Dichtest Du mir auch was Schönes? 263 00:18:11,300 --> 00:18:12,800 Nur zu gern. 264 00:18:16,100 --> 00:18:20,000 Die hohe Minne, Treue und keusche Bewunderung edler Frauen 265 00:18:20,800 --> 00:18:22,899 überließ Friedrich der Dichtung. 266 00:18:23,800 --> 00:18:26,300 Er selbst liebte weniger zurückhaltend. 267 00:18:27,600 --> 00:18:31,300 Das Königsbett teilte der schwäbische Sizilianer mit drei Ehefrauen. 268 00:18:31,500 --> 00:18:33,700 Mit acht weiteren Damen des Adels 269 00:18:33,800 --> 00:18:36,200 pflegte er den außerehelichen Umgang. 270 00:18:46,000 --> 00:18:50,000 Staunen können die Deutschen nicht nur über Friedrichs Dichtkünste, 271 00:18:50,300 --> 00:18:52,600 sondern auch über sein Liebesleben. 272 00:18:52,800 --> 00:18:57,000 Der Staufer zeugte wohl mehr als ein Dutzend unehelicher Kinder. 273 00:18:57,200 --> 00:19:01,300 Die meisten sind uns namentlich bekannt, die Mütter nicht alle. 274 00:19:02,700 --> 00:19:06,200 Seine erste Frau Konstanze hat er wohl ganz besonders geliebt. 275 00:19:06,500 --> 00:19:10,700 Aber auch die schöne Bianca Lancia, eine Adlige aus Ost-Sizilien, 276 00:19:10,900 --> 00:19:13,000 muss ihn tief beeindruckt haben. 277 00:19:13,400 --> 00:19:15,500 Hinzu kamen viele andere Frauen. 278 00:19:15,900 --> 00:19:18,000 Nacheinander und nebeneinander. 279 00:19:21,100 --> 00:19:24,500 Doch sind seine Tage im Reich der Deutschen gezählt. 280 00:19:24,900 --> 00:19:26,900 Friedrich zieht es nach Süden. 281 00:19:27,100 --> 00:19:30,100 Er will Kaiser des Heiligen Römischen Reiches werden. 282 00:19:30,300 --> 00:19:31,800 Wie schon sein Vater. 283 00:19:34,100 --> 00:19:36,300 Doch dafür muss er nach Rom gehen, 284 00:19:36,500 --> 00:19:39,100 um sich dort vom Papst krönen zu lassen. 285 00:19:43,300 --> 00:19:46,500 Friedrich II. steht damit in der langen Tradition 286 00:19:46,600 --> 00:19:50,100 der deutschen Könige und Kaiser seit Otto dem Großen. 287 00:19:54,500 --> 00:19:57,800 Der Papst bestätigt ihm, von Gott berufen zu sein. 288 00:19:58,400 --> 00:20:00,700 Dafür verpflichtet sich der Kaiser 289 00:20:00,800 --> 00:20:03,600 zum Schutz der Kirche und der Christenheit. 290 00:20:06,300 --> 00:20:09,100 Nach der Krönung fordert der Papst ihn auf, 291 00:20:09,300 --> 00:20:11,200 sein Versprechen einzulösen, 292 00:20:11,300 --> 00:20:14,500 und auf einen Kreuzzug nach Jerusalem zu ziehen. 293 00:20:15,000 --> 00:20:19,300 Es ist Zeit, Jerusalem aus den Händen der Ungläubigen zu befreien. 294 00:20:22,200 --> 00:20:23,700 Ich werde fahren, 295 00:20:24,400 --> 00:20:27,300 sobald die Angelegenheiten des Reiches geordnet sind. 296 00:20:27,500 --> 00:20:29,800 Ich und die Kirche habe ihren Teil getan. 297 00:20:29,900 --> 00:20:32,100 Es ist jetzt an dir, den deinen zu tun. 298 00:20:33,900 --> 00:20:37,200 Ich werde Euch meine Entschlüsse rechtzeitig wissen lassen. 299 00:20:45,400 --> 00:20:48,400 Doch Friedrich findet immer wieder einen Vorwand, 300 00:20:48,500 --> 00:20:50,600 um den Kreuzzug hinauszuzögern. 301 00:20:51,800 --> 00:20:54,500 Dreimal wird er den Aufbruch verschieben. 302 00:20:57,500 --> 00:21:01,000 Statt ins Heilige Land zieht es ihn in seine Heimat. 303 00:21:01,600 --> 00:21:05,100 Nach langer Abwesenheit will er in Apulien, Kalabrien 304 00:21:05,200 --> 00:21:07,500 und Sizilien die Macht neu ordnen. 305 00:21:09,500 --> 00:21:12,300 Und sein Königreich zu neuer Blüte führen. 306 00:21:19,800 --> 00:21:24,100 Der Kaiser, der die deutsche und romanische Welt in sich vereint, 307 00:21:24,300 --> 00:21:27,500 ist auch aufgeschlossen für die arabische Kultur. 308 00:21:30,100 --> 00:21:33,899 Muslimische Gelehrte gehören zu seinen engsten Vertrauten. 309 00:21:37,200 --> 00:21:40,700 Mit ihnen teilt er eine Leidenschaft: Die Falkenjagd. 310 00:21:43,900 --> 00:21:47,100 "Über jedes Maß ergötzte er sich an den Falken", 311 00:21:48,300 --> 00:21:50,700 schrieb ein Chronist über Friedrich. 312 00:21:50,800 --> 00:21:53,700 Sie sollen "sein ganzer Trost" gewesen sein. 313 00:21:57,400 --> 00:22:01,800 Die menschenscheuen Greifvögel werden abgerichtet, Kraniche, Reiher 314 00:22:02,100 --> 00:22:04,800 oder Hasen in freier Wildbahn zu schlagen. 315 00:22:09,600 --> 00:22:12,199 Jedem seiner Falken gibt er einen Namen. 316 00:22:12,300 --> 00:22:15,200 Einer von ihnen heißt "Saxo", der Sachse. 317 00:22:17,200 --> 00:22:20,200 Für Friedrich wird die Leidenschaft zur Wissenschaft. 318 00:22:20,600 --> 00:22:23,600 Dreißig Jahre lang beobachtet er die Raubvögel 319 00:22:23,800 --> 00:22:26,899 bei der Brutpflege, im Flug und beim Beutefang. 320 00:22:27,600 --> 00:22:30,600 Er verfasst ein bis heute unübertroffenes Werk 321 00:22:30,700 --> 00:22:32,900 zur "Kunst mit Vögeln zu jagen". 322 00:22:33,400 --> 00:22:36,100 Auf Latein: "De arte venandi cum avibus". 323 00:22:36,900 --> 00:22:39,100 Erst in der Moderne entdeckte man 324 00:22:39,300 --> 00:22:41,800 die enorme wissenschaftliche Leistung, 325 00:22:41,900 --> 00:22:44,300 die in Friedrichs Falkenbuch steckt. 326 00:22:45,100 --> 00:22:48,199 Das Falkenbuch Friedrichs II. zeigt uns, 327 00:22:48,300 --> 00:22:49,800 wie sehr der Staufer 328 00:22:50,100 --> 00:22:52,800 vom Geist seiner Zeit erfasst war, 329 00:22:53,300 --> 00:22:56,300 die Dinge wissenschaftlich zu ergründen. 330 00:22:57,000 --> 00:23:01,000 Gewissermaßen empirisch den Dingen auf den Grund zu gehen, 331 00:23:01,200 --> 00:23:03,100 sie systematisch zu erfassen. 332 00:23:03,900 --> 00:23:06,500 Und damit eine neue Stufe der Erkenntnis 333 00:23:08,300 --> 00:23:10,899 von Natur und Umwelt zu erreichen. 334 00:23:12,900 --> 00:23:16,100 Doch während sich Friedrich als Naturforscher profiliert, 335 00:23:16,300 --> 00:23:19,600 holt ihn sein Versprechen ein, das er vor zwölf Jahren gab. 336 00:23:19,800 --> 00:23:23,600 Zuletzt verhinderte eine Krankheit seinen Kreuzzug nach Jerusalem. 337 00:23:23,700 --> 00:23:25,700 Der Papst ist das Warten leid. 338 00:23:28,300 --> 00:23:30,300 Er war schon immer ein Sünder. 339 00:23:30,800 --> 00:23:33,600 Und zu seinen alten Sünden häuft er ständig neue. 340 00:23:33,800 --> 00:23:37,700 Er hat die Hoffnung der Gläubigen und die der Kirche bitter getäuscht. 341 00:23:38,000 --> 00:23:39,500 Er hat uns verraten 342 00:23:39,600 --> 00:23:41,800 und das Heilige Land im Stich gelassen. 343 00:23:41,900 --> 00:23:44,500 Er ist seiner Frevel halber von Gott verworfen, 344 00:23:44,700 --> 00:23:47,500 auch wir sprechen hiermit den Bann über ihn. 345 00:23:53,400 --> 00:23:57,500 Obwohl ihn der Papst gebannt und aus der Christenheit verstoßen hat, 346 00:23:57,700 --> 00:24:01,600 möchte der Staufer sein Versprechen um jeden Preis einlösen: 347 00:24:01,800 --> 00:24:03,700 Ins Heilige Land einzuziehen. 348 00:24:07,000 --> 00:24:10,400 800 Ritter und 3000 Fußsoldaten begleiten Friedrich. 349 00:24:16,800 --> 00:24:20,399 Doch genügt diese Streitmacht, um Jerusalem zu erobern? 350 00:24:22,700 --> 00:24:26,400 Friedrich ist auf die Hilfe der mächtigen Ritterorden angewiesen, 351 00:24:26,500 --> 00:24:30,100 die im Heiligen Land schon seit Jahrzehnten die Stellung halten: 352 00:24:30,300 --> 00:24:34,500 Die französischen Templer und Johanniter, und der Deutsche Orden. 353 00:24:37,700 --> 00:24:40,700 Nur auf ihn kann Friedrich jetzt schon zählen. 354 00:24:44,000 --> 00:24:46,700 Mein Kaiser, der Deutsche Orden steht hinter Euch. 355 00:24:46,900 --> 00:24:49,900 Aber die Templer und Johanniter sind Männer des Papstes. 356 00:24:50,200 --> 00:24:53,700 Ich fürchte, Ihr werdet sie zur Gefolgschaft zwingen müssen. 357 00:24:55,100 --> 00:24:56,899 Ich kann sie nicht zwingen. 358 00:24:57,900 --> 00:24:59,800 Ich werde sie überzeugen müssen. 359 00:25:00,300 --> 00:25:01,800 Ihr habt sicher recht. 360 00:25:02,000 --> 00:25:03,500 Ihr wartet hier. 361 00:25:03,900 --> 00:25:06,100 Ihr wirkt sehr besorgt. Das bin ich auch. 362 00:25:12,800 --> 00:25:15,300 Der Konflikt zwischen Kaiser und Papst 363 00:25:15,500 --> 00:25:18,000 wird nun auch im Heiligen Land ausgefochten. 364 00:25:18,900 --> 00:25:21,000 Dort, wo sich die christlichen Ritter 365 00:25:21,100 --> 00:25:23,199 in gewaltigen Festungen verschanzen. 366 00:25:23,400 --> 00:25:26,800 Nur hinter solchen, bis zu acht Meter starken Mauern 367 00:25:26,900 --> 00:25:28,400 gibt es Sicherheit. 368 00:25:28,600 --> 00:25:30,600 Hier muss der gebannte Staufer 369 00:25:30,700 --> 00:25:33,700 nun auch um die Gunst der Ritterorden werben. 370 00:25:34,000 --> 00:25:37,500 Die neigen eher dem geistlichen, als dem weltliche Oberhaupt zu. 371 00:25:37,600 --> 00:25:39,100 Lasst uns beginnen. 372 00:25:40,500 --> 00:25:43,600 Wir alle schulden dem Papst Gehorsam. Auch Ihr. 373 00:25:44,800 --> 00:25:46,300 So ist es. 374 00:25:46,600 --> 00:25:49,399 Ihr hättet das Heilige Land niemals betreten dürfen. 375 00:25:49,600 --> 00:25:52,300 Den Segen des Papstes brauche ich nicht. 376 00:25:52,400 --> 00:25:56,000 Ich bin hier im Namen Gottes und der Christenheit. 377 00:25:56,300 --> 00:25:58,700 Ihr sprecht im Namen des Allmächtigen? 378 00:25:58,900 --> 00:26:01,700 Nur der Heilige Vater spricht im Namen Gottes! 379 00:26:02,000 --> 00:26:04,700 Aber dem Kaiser seid Ihr Gefolgschaft schuldig. 380 00:26:06,300 --> 00:26:09,700 Wollt Ihr Jerusalem aus den Händen der Ungläubigen befreien? 381 00:26:10,500 --> 00:26:12,100 Oder wollt ihr es nicht? 382 00:26:13,900 --> 00:26:17,000 Das Heilige Land mit einem Heerführer befreien, 383 00:26:17,100 --> 00:26:19,399 den der Heilige Vater gebannt hat? 384 00:26:20,000 --> 00:26:23,400 Ihr hättet das Heilige Land niemals betreten dürfen. 385 00:26:23,900 --> 00:26:27,300 Glaubt Ihr, der Papst schickt Euch einen anderen Heerführer? 386 00:26:27,500 --> 00:26:30,900 Einen neuen Kaiser womöglich? Kommt endlich zur Vernunft! 387 00:26:31,100 --> 00:26:34,600 Auch wenn ihr schreit, Ihr habt uns nichts mehr zu befehlen! 388 00:26:34,900 --> 00:26:36,300 Genug! 389 00:26:41,700 --> 00:26:44,900 Verdammt noch mal, dann ziehen wir eben ohne sie! 390 00:26:45,000 --> 00:26:49,600 Aber der Emir wird erfahren, dass Ihr nicht alle auf Eurer Seite habt. 391 00:26:52,900 --> 00:26:55,200 Der Bann des Papstes zeigt Wirkung. 392 00:26:55,800 --> 00:26:58,399 Die Christen im Heiligen Land sind gespalten. 393 00:26:58,900 --> 00:27:02,100 Der eigenmächtige Staufer steht vor dem Scheitern. 394 00:27:08,400 --> 00:27:12,900 Friedrich weiß: Wenn er aufgibt, steht sein Kaisertum auf dem Spiel. 395 00:27:14,300 --> 00:27:18,000 Wenn er aber Jerusalem angreift, dann droht ein Kampf, 396 00:27:18,300 --> 00:27:20,600 dessen Ausgang nicht abzusehen ist. 397 00:27:28,200 --> 00:27:30,400 Aber muss überhaupt Blut fließen, 398 00:27:30,600 --> 00:27:34,100 damit Christen ungehindert in Jerusalem beten können? 399 00:27:35,600 --> 00:27:37,100 Hamid, mein Freund. 400 00:27:37,300 --> 00:27:38,800 A salaam alaykum. 401 00:27:39,100 --> 00:27:42,100 Wa alaykum a salaam. Du musst was für mich tun. 402 00:27:43,000 --> 00:27:45,400 Du musst unbedingt mit dem Sultan reden. 403 00:27:45,600 --> 00:27:47,300 Er scheut den Krieg nicht. 404 00:27:47,500 --> 00:27:50,000 Aber es verlangt ihn auch nicht danach. 405 00:27:50,100 --> 00:27:51,600 Was soll ich machen? 406 00:27:51,900 --> 00:27:53,800 Ihr müsst ihm entgegenkommen. 407 00:27:55,200 --> 00:27:57,300 Lass den Sultan von mir wissen, 408 00:27:57,400 --> 00:27:59,500 dass es kein Blutvergießen geben muss. 409 00:28:00,200 --> 00:28:02,600 Inshallah, mein Freund, so Gott will. 410 00:28:05,600 --> 00:28:09,300 Zunächst hatte der Sultan Al Kamil Gespräche verweigert. 411 00:28:10,900 --> 00:28:13,900 Nach langem Zögern ist er nun zu Verhandlungen bereit. 412 00:28:14,100 --> 00:28:17,000 Und schickt seinen Vertrauten, Emir Fahraddin. 413 00:28:17,100 --> 00:28:18,699 Bringen wir es zu Ende. 414 00:28:20,000 --> 00:28:23,700 Jaffa, Bethlehem und ganz Jerusalem für die Christenheit. 415 00:28:24,400 --> 00:28:26,600 Aber der Tempelberg, die Moschee? 416 00:28:26,800 --> 00:28:28,500 Freier Zugang für Muslime? 417 00:28:30,900 --> 00:28:32,700 Freier Zugang für Muslime. 418 00:28:34,000 --> 00:28:35,500 Und Juden und Christen. 419 00:28:37,100 --> 00:28:39,100 Mit welchen Waffen kämpft er? 420 00:28:39,900 --> 00:28:41,400 Und die Gefangenen? 421 00:28:44,800 --> 00:28:46,300 Die tauschen wir aus. 422 00:28:47,100 --> 00:28:49,000 Und zehn Jahre Waffenstillstand. 423 00:28:49,600 --> 00:28:51,100 Nein. 424 00:28:52,200 --> 00:28:53,700 Nein. 425 00:28:54,400 --> 00:28:56,300 Zehn Jahre, fünf Monate, 426 00:28:56,800 --> 00:28:58,300 und vierzig Tage. 427 00:28:58,500 --> 00:29:00,800 Wie es der muslimische Kalender erfordert. 428 00:29:05,700 --> 00:29:07,200 Patt, mein Lieber. 429 00:29:11,300 --> 00:29:13,399 Das wird deinem Papst nicht gefallen. 430 00:29:14,800 --> 00:29:16,700 Es wird den Pilgern gefallen. 431 00:29:17,100 --> 00:29:18,500 Und der Christenheit. 432 00:29:19,300 --> 00:29:21,399 Der Wanderer zwischen den Welten 433 00:29:21,600 --> 00:29:23,699 machte das scheinbar Unmögliche möglich. 434 00:29:24,500 --> 00:29:26,400 Ein Kreuzzug ohne Blutvergießen. 435 00:29:29,400 --> 00:29:30,900 Ihr seid gekommen, 436 00:29:31,000 --> 00:29:34,100 um am Grab Christi für euer Seelenheil zu beten. 437 00:29:35,000 --> 00:29:36,500 Geht. 438 00:29:36,600 --> 00:29:38,300 Jerusalem ist unser! 439 00:29:38,600 --> 00:29:40,399 Jubel 440 00:29:48,600 --> 00:29:51,300 Zwar nur ein Sieg im Schach auf dem Spielbrett. 441 00:29:51,900 --> 00:29:53,700 Aber trotz alledem ein Sieg. 442 00:29:57,500 --> 00:30:01,300 Interessant ist an der frideri- zianischen Verhandlungsführung, 443 00:30:01,500 --> 00:30:04,500 dass er sich eigentlich wie ein Orientale benimmt. 444 00:30:04,700 --> 00:30:06,900 Er schickt hochrangige Gesandte, 445 00:30:07,000 --> 00:30:09,500 man tauscht hochrangige Geschenke aus, 446 00:30:09,700 --> 00:30:12,300 die den Respekt voreinander deutlich dokumentieren. 447 00:30:12,500 --> 00:30:17,000 Man redet über Naturwissenschaften, möglicherweise über die Familie. 448 00:30:17,700 --> 00:30:21,000 Wie man das heute auf einem orientalischen Basar erleben kann. 449 00:30:21,100 --> 00:30:24,100 Wichtig ist nur, das Gespräch nicht abbrechen zu lassen. 450 00:30:24,300 --> 00:30:26,100 Und irgendwann ist die Zeit reif 451 00:30:26,300 --> 00:30:28,500 für den erfolgreichen Geschäftsabschluss. 452 00:30:28,700 --> 00:30:31,800 Das praktizierte Friedrich so erfolgreich mit dem Sultan. 453 00:30:33,100 --> 00:30:34,899 Einzug in die Heilige Stadt. 454 00:30:36,000 --> 00:30:39,600 Die Scharfmacher in der muslimischen und der christlichen Welt 455 00:30:39,800 --> 00:30:41,800 sind empört über das Entgegenkommen 456 00:30:41,900 --> 00:30:44,900 auf dem bis dahin so heftig umkämpften Boden. 457 00:30:46,100 --> 00:30:50,300 Mit Palmwedeln und Weihwasser ziehen die Kreuzritter ein. 458 00:30:50,400 --> 00:30:53,600 Nicht mit Feuer und Schwert, wie 130 Jahre zuvor. 459 00:30:54,900 --> 00:30:56,500 In der Grabeskirche Jesu 460 00:30:57,000 --> 00:31:01,600 wird sich Friedrich selbst die Krone des Königreichs Jerusalem aufsetzen. 461 00:31:03,500 --> 00:31:05,000 Heiliger Georg. 462 00:31:06,700 --> 00:31:08,200 Danke. 463 00:31:11,800 --> 00:31:13,600 Jerusalem ist unser! 464 00:31:15,400 --> 00:31:18,500 "Gott und der Kaiser haben befreit ein Grab," 465 00:31:18,900 --> 00:31:23,100 "das ist aller Christen Trost," schreibt damals ein Dichter. 466 00:31:24,100 --> 00:31:28,500 Dennoch wird der Papst den Befreier Jerusalems nicht vom Bann lösen. 467 00:31:29,900 --> 00:31:33,000 Friedrich kehrt noch einmal nach Deutschland zurück. 468 00:31:33,300 --> 00:31:34,899 Doch nur für zwei Jahre. 469 00:31:35,500 --> 00:31:39,900 Dann wird er ein für allemal in seinem Königreich Sizilien bleiben. 470 00:31:40,300 --> 00:31:41,700 Im Land seiner Mutter. 471 00:31:44,900 --> 00:31:48,700 Dort kann er schalten und walten wie ein absoluter Monarch, 472 00:31:48,800 --> 00:31:51,200 ist selbst Souverän und Gesetzgeber. 473 00:31:52,400 --> 00:31:54,900 Ganz anders als im Reich der Deutschen, 474 00:31:55,100 --> 00:31:57,399 wo Friedrich sich arrangieren muss 475 00:31:57,700 --> 00:32:00,000 mit den weltlichen und geistlichen Fürsten. 476 00:32:00,200 --> 00:32:02,600 Und ihnen letztlich freie Hand lässt. 477 00:32:04,100 --> 00:32:06,500 Im Königreich Sizilien setzt er Recht, 478 00:32:06,700 --> 00:32:09,500 das bis ins 19. Jahrhundert gültig bleiben wird. 479 00:32:09,700 --> 00:32:11,500 Legendär sind seine Bauten, 480 00:32:11,800 --> 00:32:16,300 die er "manu propria", "mit eigener Hand", entworfen habe. 481 00:32:18,400 --> 00:32:21,900 Darunter das weltberühmte Castel del Monte in Apulien. 482 00:32:24,700 --> 00:32:28,300 Symbolisiert dieses legendäre Bauwerk die achteckige Krone 483 00:32:28,500 --> 00:32:31,300 des Heiligen Römischen Reiches, die er trägt? 484 00:32:31,500 --> 00:32:34,700 Oder ist es ein Hinweis auf das himmlische Jerusalem, 485 00:32:35,000 --> 00:32:37,400 das in den Vorstellungen seiner Zeit 486 00:32:37,600 --> 00:32:40,300 von einer achteckigen Mauer umgeben wird? 487 00:32:40,800 --> 00:32:44,300 Für viele ist dieses Wunderwerk ein Rätsel aus Stein. 488 00:32:47,700 --> 00:32:50,900 Für Friedrich soll Wissenschaft keine Grenzen kennen. 489 00:32:51,200 --> 00:32:52,900 Die arabische Welt hat damals 490 00:32:53,100 --> 00:32:56,500 nicht nur in der Astrologie einen bedeutenden Vorsprung. 491 00:32:57,100 --> 00:33:00,399 Auch in der Physik, der Mathematik und der Medizin. 492 00:33:01,300 --> 00:33:03,300 An seinem Hof versammelt der Kaiser 493 00:33:03,600 --> 00:33:05,800 Gelehrte aus aller Herren Länder. 494 00:33:06,900 --> 00:33:10,400 Es wird geforscht, experimentiert und niedergeschrieben. 495 00:33:12,100 --> 00:33:14,600 So entsteht eine einzigartige Sammlung 496 00:33:14,700 --> 00:33:18,300 von überliefertem Wissen des Orients und des Okzidents. 497 00:33:22,900 --> 00:33:26,100 Auch der menschliche Körper wird Gegenstand der Forschung. 498 00:33:27,300 --> 00:33:30,899 Eigentlich ein Tabubruch für einen christlichen Kaiser. 499 00:33:40,000 --> 00:33:41,800 Was glaubt Ihr, was das ist? 500 00:33:45,800 --> 00:33:47,300 Liebe bewegt das Herz. 501 00:33:50,700 --> 00:33:52,700 Amore - dat'agio lo meo core. 502 00:33:54,100 --> 00:33:55,800 Die Liebe ist nebensächlich. 503 00:33:56,000 --> 00:33:59,100 Für uns Ärzte erhitzt das Blut das Herz. Nicht die Liebe. 504 00:34:01,300 --> 00:34:03,100 Und was ist mit der Seele? 505 00:34:04,600 --> 00:34:07,399 Verlässt sie wirklich den Körper des Toten? 506 00:34:09,400 --> 00:34:11,600 Steigt sie danach zum Himmel auf? 507 00:34:12,300 --> 00:34:14,500 Glaubt Ihr wirklich, sie ist unsterblich? 508 00:34:15,000 --> 00:34:18,400 Für Ibn Sabin, den sie bei euch den "Ungläubigen" nennen, 509 00:34:18,600 --> 00:34:20,100 steht das außer Frage. 510 00:34:22,900 --> 00:34:26,200 Sind Wissenschaft und Glaube miteinander vereinbar? 511 00:34:26,900 --> 00:34:28,500 Diese Frage bewegt damals 512 00:34:28,699 --> 00:34:31,199 fortschrittliche Christen und Muslime. 513 00:34:38,500 --> 00:34:41,600 Noch eine Frage: Was meint Mohammed, wenn er sagt: 514 00:34:41,699 --> 00:34:43,299 "Das Herz des Gläubigen" 515 00:34:43,500 --> 00:34:46,500 "ruht zwischen den Fingern des Barmherzigen Gottes"? 516 00:34:46,699 --> 00:34:49,699 Für den Propheten vereint das Herz Glaube und Vernunft. 517 00:34:49,900 --> 00:34:52,900 Und beides liegt in den Händen unseres Gottes Allahs. 518 00:34:53,199 --> 00:34:55,899 Ihr aber wollt zuviel wissen und erklären. 519 00:34:56,199 --> 00:34:59,200 Eure Vernunft lässt euch zu sehr am Glauben zweifeln. 520 00:34:59,400 --> 00:35:01,600 Aber auch die Vernunft ist gottgegeben. 521 00:35:02,100 --> 00:35:04,200 Also lasst uns Gebrauch von ihr machen. 522 00:35:05,000 --> 00:35:07,100 Und was sagt Galen über unser Herz? 523 00:35:09,800 --> 00:35:11,600 Der große Arzt Galen sagt: 524 00:35:12,200 --> 00:35:15,899 "Nur das Herz des Menschen schlägt vor Angst und Freude". 525 00:35:16,400 --> 00:35:18,400 Ich weiß, dass es anders ist. 526 00:35:18,700 --> 00:35:22,200 Denn ich habe viele Falken in meinen Händen gehalten. 527 00:35:26,300 --> 00:35:28,400 Auch ihr Herz pocht vor Angst... 528 00:35:28,500 --> 00:35:30,000 ... und Freude. 529 00:35:31,100 --> 00:35:32,900 Doch iss! 530 00:35:35,900 --> 00:35:39,400 Es ist nicht vom Menschen oder Schwein, die Leber ist vom Kalb. 531 00:35:40,700 --> 00:35:42,200 Glaub es mir. 532 00:35:44,900 --> 00:35:49,200 Friedrich II. muss man sicher als einen ganz ungewöhnlich 533 00:35:49,400 --> 00:35:52,700 interessierten Menschen seiner Zeit ansehen. 534 00:35:52,800 --> 00:35:54,700 Sodass man neben all seinen 535 00:35:54,900 --> 00:35:58,600 philosophischen und theologischen Interessen sagen muss, 536 00:35:59,600 --> 00:36:03,799 man könnte ihn als Begründer der Naturwissenschaften bezeichnen. 537 00:36:04,700 --> 00:36:08,500 Eine ganz außergewöhnliche, ungewöhnliche Persönlichkeit. 538 00:36:08,500 --> 00:36:11,300 Sie wurde von den Zeitgenossen nicht zu Unrecht 539 00:36:11,400 --> 00:36:14,800 bereits als "stupor mundi", "Staunen der Welt", bezeichnet. 540 00:36:16,100 --> 00:36:18,799 Der Freigeist Friedrich empört den Papst. 541 00:36:20,000 --> 00:36:24,300 Im Juli 1245 erreicht den Kaiser ein Schreiben aus Rom, 542 00:36:24,900 --> 00:36:27,700 das alles Bisherige in den Schatten stellt. 543 00:36:27,900 --> 00:36:29,400 Federico, 544 00:36:29,800 --> 00:36:32,800 eine Liste all deiner Sünden und Verfehlungen. 545 00:36:36,800 --> 00:36:40,500 Na dann. Lass hören, was man gegen mich vorzubringen hat. 546 00:36:44,500 --> 00:36:47,300 "Ihn verbindet eine tiefe Freundschaft" 547 00:36:48,000 --> 00:36:49,500 "mit den Fürsten..." 548 00:36:50,000 --> 00:36:53,000 "... der Sarazenen und dem Sultan von Babylon". 549 00:36:54,100 --> 00:36:55,600 "Seine liebste Tochter" 550 00:36:56,400 --> 00:36:59,700 "gab er dem byzantinischem Kaiser zur Gemahlin." 551 00:37:01,600 --> 00:37:05,600 Er schenkt den Ungläubigen mehr als unserer Heiligen Kirche. 552 00:37:06,300 --> 00:37:07,800 Er bricht heilige Eide. 553 00:37:08,800 --> 00:37:11,600 Den Frieden mit der Kirche tritt er mit Füßen. 554 00:37:12,100 --> 00:37:16,100 Dem Papst gefallen die Eunuchen an deinem Hof überhaupt nicht. 555 00:37:16,700 --> 00:37:19,299 Naja, er schließt daraus auf einen Harem. 556 00:37:19,700 --> 00:37:23,799 Papst Innozenz IV. bannt Friedrich auf einem Konzil in Lyon 557 00:37:23,900 --> 00:37:27,200 und löst die deutschen Fürsten von ihrem Treueeid. 558 00:37:27,700 --> 00:37:29,200 Und nicht nur das. 559 00:37:29,500 --> 00:37:31,600 "Daher erklären wir Kraft unseres Amtes" 560 00:37:31,800 --> 00:37:35,700 "Friedrich, den man "Kaiser" nennt, zum Kirchenverfolger"... 561 00:37:36,700 --> 00:37:39,000 ... und zum Feind der Christenheit. 562 00:37:39,400 --> 00:37:43,200 Und hier, das glaubst du nicht, das musst du selber lesen. 563 00:37:52,300 --> 00:37:54,700 Du bist als Kaiser abgesetzt. Es sei denn... 564 00:37:56,000 --> 00:37:59,900 Hat er nicht Jerusalem für die Christenheit zurückerobert? 565 00:38:00,600 --> 00:38:02,900 Was wollte der Papst noch von ihm? 566 00:38:05,000 --> 00:38:09,500 Dass er sich unterwirft, wie einst der Salier-König Heinrich IV., 567 00:38:09,700 --> 00:38:13,000 der 1077 bei bitterster Kälte nach Canossa ging? 568 00:38:13,900 --> 00:38:15,300 Vater. 569 00:38:15,600 --> 00:38:17,100 Vater! 570 00:38:17,300 --> 00:38:18,800 Vergib mir! 571 00:38:25,000 --> 00:38:28,900 Sollte der Papst in der Christenheit über dem Kaiser stehen? 572 00:38:30,500 --> 00:38:32,000 Niemals. 573 00:38:33,200 --> 00:38:35,500 Friedrich will nicht mehr der Amboss sein. 574 00:38:41,900 --> 00:38:45,500 Sondern der "Hammer der Welt", wie er sich fortan nennt. 575 00:38:47,700 --> 00:38:51,899 Er, der höchste aller Fürsten, wird sich nicht dem Papst beugen. 576 00:38:55,700 --> 00:38:58,500 Der Konflikt zwischen Kaiser und Papst 577 00:38:58,800 --> 00:39:01,100 erreicht den historischen Höhepunkt. 578 00:39:01,400 --> 00:39:04,600 Innozenz IV. ruft zum Kreuzzug gegen Friedrich auf, 579 00:39:04,800 --> 00:39:07,300 und schickt eine Streitmacht in die Schlacht. 580 00:39:12,100 --> 00:39:15,000 Doch das Heer des Kirchenfürsten unterliegt. 581 00:39:15,100 --> 00:39:18,299 Die Anhänger des Papstes gehen in Gefangenschaft. 582 00:39:21,800 --> 00:39:26,600 Papst Innozenz IV. rief zum Heiligen Krieg gegen Friedrich II., 583 00:39:26,800 --> 00:39:30,200 zur Ausrottung des gesamten Staufer-Geschlechts auf. 584 00:39:30,700 --> 00:39:34,600 Aber auch Friedrich II. zeigt sich als ein Mann der Extreme. 585 00:39:34,800 --> 00:39:37,100 Seine Gegner wurden reihenweise gefoltert, 586 00:39:37,300 --> 00:39:39,000 verstümmelt, hingerichtet. 587 00:39:39,200 --> 00:39:42,100 Den Anführer einer aufgedeckten Verschwörung 588 00:39:42,200 --> 00:39:44,100 ließ er durch das Land führen 589 00:39:44,300 --> 00:39:47,600 mit einer päpstlichen Bulle an die Stirn genagelt. 590 00:39:47,900 --> 00:39:49,400 Jeder sollte sehen, 591 00:39:49,500 --> 00:39:52,700 wer hinter diesen Aufständen gegen den Kaiser stand. 592 00:39:52,900 --> 00:39:54,400 Der Papst nämlich. 593 00:39:56,600 --> 00:40:00,299 In seinem letzten Kampf aber unterliegt Friedrich II. 594 00:40:02,900 --> 00:40:06,100 Er, der den Leib des Menschen ergründen wollte, 595 00:40:06,200 --> 00:40:09,100 stirbt selbst an einer tückischen Krankheit. 596 00:40:10,800 --> 00:40:14,300 Die Frage, ob die Seele den Sterbenden verlässt, 597 00:40:14,600 --> 00:40:16,200 bewegt ihn bis zuletzt. 598 00:40:35,200 --> 00:40:39,000 Sein Bischof und engster Vertrauter, Berard von Palermo, 599 00:40:39,500 --> 00:40:42,000 erteilt ihm, dem Papst zum Trotz, 600 00:40:42,600 --> 00:40:45,100 in der Stunde des Todes die Absolution. 601 00:40:46,100 --> 00:40:48,400 Setzt ein Zeichen, dass der Kaiser 602 00:40:48,600 --> 00:40:52,799 wieder in den Schoß der heiligen Kirche aufgenommen werden wird. 603 00:40:53,100 --> 00:40:54,700 Ich wollte immer... 604 00:40:58,100 --> 00:41:01,100 In das Ordensgewand der Zisterzienser gehüllt, 605 00:41:01,700 --> 00:41:06,100 als Christ, und nicht als gottloser Freigeist, wie viele ihn sahen, 606 00:41:06,500 --> 00:41:11,100 schließt Friedrich am 13. Dezember 1250 für immer die Augen. 607 00:41:14,300 --> 00:41:17,100 So fand man den einbalsamierten Leichnam, 608 00:41:17,300 --> 00:41:20,100 als sein Sarkophag 1781 geöffnet wurde. 609 00:41:20,900 --> 00:41:22,800 Mit den Insignien des Kaiser: 610 00:41:23,100 --> 00:41:26,200 Den Reichsapfel mit Erde aus Jerusalem gefüllt. 611 00:41:29,200 --> 00:41:31,600 Bestattet wurde er im Dom zu Palermo, 612 00:41:31,800 --> 00:41:34,100 in der Stadt seiner Kindheit und Jugend. 613 00:41:35,100 --> 00:41:39,000 Für die Deutschen war Friedrich der "Kaiser aus der Ferne". 614 00:41:39,500 --> 00:41:43,100 Für die Süditaliener aber ist der "Imperatore Federico" 615 00:41:43,500 --> 00:41:45,800 noch heute ihr liebster Herrscher. 616 00:41:46,100 --> 00:41:48,100 Mit dem Tod Friedrichs II. 617 00:41:48,700 --> 00:41:53,299 wurde auch die Idee eines Imperiums endgültig zu Grabe getragen, 618 00:41:53,400 --> 00:41:56,400 das von der Nordsee bis Sizilien reicht. 619 00:41:57,200 --> 00:42:01,200 Nur der Name sollte bleiben: Heiliges Römisches Reich. 620 00:42:01,400 --> 00:42:04,000 So, wie der glanzvolle Name der Staufer. 621 00:42:04,100 --> 00:42:06,100 Als Dynastie gehen sie unter. 622 00:42:07,300 --> 00:42:10,500 Nach einer Volkssage ruhe Friedrich im Ätna. 623 00:42:11,500 --> 00:42:14,400 Bis er eine Tages als Kaiser wiederauferstehe 624 00:42:14,500 --> 00:42:16,100 und den Frieden bringe. 625 00:42:17,600 --> 00:42:19,100 Ein Gelehrter schrieb: 626 00:42:19,300 --> 00:42:21,100 "Es starb aber um jene Zeit" 627 00:42:21,400 --> 00:42:24,400 "der größte unter den Fürsten des Erdkreises". 628 00:42:24,700 --> 00:42:28,600 "Das "Staunen der Welt" und ihr wunderbarer Verwandler".